Immer weniger Schüler in NRW: Hauptschule blutet weiter aus
Die umstrittene Schulform verliert 23 500 Schüler. NRW lockt mittlerweile auch Lehrer aus anderen Ländern an.
Düsseldorf. Der demografische Wandel, also der Geburtenrückgang, hat nun auch die nordrhein-westfälischen Schulen voll erreicht. Das geht aus den Zahlen hervor, die Schulministerin Barbara Sommer (CDU) hervor, die sie gestern im Schulausschuss des Landtags vorstellte.
In dem gerade begonnenen Schuljahr gehen 2,586 Millionen Jungen und Mädchen zu den Schulen in NRW. Das sind 36 212 weniger als im Jahr zuvor - ein Rückgang, der sich als Trend in den kommenden Jahren noch verstärken wird. Naturgemäß trifft es die Grundschulen besonders hart. Hier verzeichnet die Statistik ein Minus von 23 500 Kindern.
Aus Sicht der schwarz-gelben Landesregierung besonders bedenklich ist aber das Abschmelzen bei den Hauptschülerzahlen. Diese politisch mittlerweile umstrittene Schulform verliert weitere 10 800 und zählt nun nur noch 205 000 Schüler.
Damit setzt sich eine Entwicklung fort, die dort bereits vor Jahren eingesetzt hat. Befragungen von Eltern zeigen, dass diese immer häufiger Angst davor haben, ihre Kinder auf eine Schulform zu schicken, die bei vielen nur noch als "Restschule" firmiert. Stattdessen wird häufig die Gesamtschule gewählt - die in diesem Jahr erstmals seit langem auch einen Rückgang um 3000 Schüler verzeichnet. Sommer und ihr Koalitionspartner FDP kämpfen für die Hauptschule und bauen dort die Ganztagsbetreuung massiv aus. SPD und Grüne wollen sie hingegen abschaffen und setzen auf die Gemeinschaftsschule.
Einzige Gewinner beim Schülerrückgang sind übrigens die Realschulen (plus 440 Schüler), während auch die Gymnasien verlieren (minus 2000 Schüler).
Trotz rückläufiger Schülerzahlen stellt das Land immer noch weitere zusätzliche Lehrer ein. Stolz präsentierte Sommer ihre Bilanz der Neueinstellungen. Bis zum Ende des kommenden Jahres werden es knapp 7000 zusätzliche Lehrer - verglichen mit ihrem Amtsantritt im Jahr 2005 - sein, sagte sie.
Die rückläufigen Schülerzahlen könnten eigentlich dazu führen, auch die Zahl der Lehrer zu verringern. Darauf verzichtet das Land weitgehend. Und so rechnet Sommer mit 7530 Lehrerstellen, die im Stellenplan gehalten wurden. In der Summe seien dies 14 500 Lehrer, die die schwarz-gelbe Landesregierung zusätzlich bereitstelle, so Sommer. Insgesamt gebe das Land im Jahr 2009 mit 13,4 Milliarden Euro für den Schulbereich rund 700 Millionen Euro mehr aus als im laufenden Jahr. "Das ist ein Rekordwert für NRW", so Sommer.
Vor Ort gibt es immer wieder Klagen über Lehrerstellen, die nicht besetzt werden können. Aus Sommers Sicht ist das Problem nicht so dramatisch. "Wir haben Kenntnis von 600 Stellen, die nicht besetzt werden können", sagte sie.
NRW scheint auch für Pädagogen aus anderen Ländern zunehmend attraktiv zu werden. Die Abwanderungs- und Zuwanderungsbilanz bei den Junglehrern weist ein Plus von 266 Pädagogen aus, geht aus der Statistik des Ministeriums hervor. In Düsseldorf hatte vor allem die Kampagne der CDU-geführten hessischen Landesregierung gewurmt, die ganz offen um Nachwuchs aus NRW warb. "Unsere Bilanz ist besser als die der Kollegen in Hessen", so Ministerin Sommer voller Genugtuung.