Gesundheit: Land will Masern ausrotten
Noch immer reicht die Impfquote nicht aus. Zuletzt starben zwei Kinder in NRW.
Düsseldorf. Sie galten eigentlich als Geißeln aus einer längst vergangenen Zeit, sind aber auch heute noch eine Bedrohung für Kinder wie Erwachsene: Masern, Mumps und Röteln sorgen immer wieder für neue, schwere Erkrankungen. Mit einer breit angelegten Impfkampagne geht die schwarz-gelbe Landesregierung in NRW gegen sie vor. "Unser Ziel ist es, die Masern in NRW auszurotten", sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU).
Die Masern werden verharmlosend als Kinderkrankheit bezeichnet. Das ist laut Laumann fachlich falsch: "Auch in jungen Jahren können die Masern katastrophale Folgen haben." In den vergangenen zwei Jahren sind zwei Kinder in NRW an dieser Krankheit und ihren oft verheerenden Folgen gestorben. Sie waren nicht geimpft, ebenso wenig wie die 1750 Personen, die ernsthaft erkrankt sind.
Eine Impflücke ist nach Überzeugung der Experten im Gesundheitsministerium verantwortlich für diese Entwicklung. Bei einer Durchimpfung von 95Prozent der Bevölkerung gelten die Masern als ausgerottet. Dieser Wert wird in NRW bei der ersten Impfung (empfohlen vom 11. bis 14.Lebensmonat) erreicht, bei der zweiten (am besten bis zum zweiten Lebensjahr) aber mit einer Quote von 81,6 Prozent deutlich verfehlt.
Doch nur mit der zweiten Spritze ist der Schutz komplett. Sie kann auch erst in späteren Jahren verabreicht werden. Daher hat Laumann gerade die Schulen ins Visier genommen. Bei der Einschulung soll der Impfpass vorgelegt werden, Informationsmaterial wird auch an die weiterführenden Schulen verteilt. Denn: "Auch bei Jugendlichen macht das Masern-Impfen durchaus Sinn", so Laumann. Von einem rät der Minister jedoch strikt ab: Von den sogenannten Masernpartys, die früher durchaus beliebt waren. Dabei wurden gesunde Kinder mit einem infizierten zusammengesteckt, um so "das Problem in einem Aufwasch zu erledigen". "Viel zu gefährlich", warnte Laumann.
Das Land gibt nun 60000 Informationsbroschüren heraus und schickt das "Impfmobil" auf die Straße. Es kann von den Kommunen unter der Telefonnummer 0251/7793237 angefordert werden. In diesem Fahrzeug werden Schutzimpfungen gegen Masern, Röteln und Mumps angeboten. Mit einer breitangelegten Plakat-Aktion wird für den einfachen Schutz mit der Spritze - übrigens auch gegen Grippe - in den Städten Mönchengladbach, Dortmund, Soest, Bad Oeynhausen, Lübbecke, Minden, Münster, Köln, Marl und Recklinghausen geworben.
Laumann lehnt eine Impfpflicht ab. "Das verstößt womöglich gegen das Grundgesetz, schließlich sind Nebenwirkungen nicht auszuschließen. Wir setzen lieber auf unsere Überzeugungsarbeit."