Gesundheitswesen Kassenärzte im Rheinland wollen weniger Notfallpraxen anbieten

Wenn der Hausarzt keine Sprechstunde hat, hilft die Notfallpraxis. Im Rheinland planen die Kassenärzte eine Reform. Das sorgt für Unruhe.

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein überlegt, das Netz der Notarztpraxen auszudünnen.

Foto: dpa

Düsseldorf (dpa). Viele ambulante Notarztpraxen im Rheinland stehen auf der Kippe. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Nordrhein bestätigte am Mittwoch Überlegungen, das Netz der Notarztpraxen auszudünnen. Ziel der Neuorganisation sei eine Entlastung der Ärzte auf dem Land von Notdiensten. Konkrete Planungen gebe es aber noch nicht, sagte ein Sprecher am Mittwoch in Düsseldorf.

Mit den Notfallpraxen wird die Versorgung der Patienten außerhalb der Sprechstunden der niedergelassenen Ärzte sichergestellt. Die Kassenärztlichen Vereinigungen sind für die Organisation des Notdienstes zuständig. Mit den Planungen holten die Kassenärzte im Nordrhein eine Entwicklung nach, die in Westfalen-Lippe bereits abgeschlossen und auch bundesweit zu beobachten sei, teilte das Düsseldorfer Gesundheitsministerium mit.

Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) betonte, nach der Neuorganisation müsse „auch im Notdienst die Versorgung in angemessener Entfernung und Zeit sichergestellt“ bleiben. Das Land hat nach Angaben des Ministeriums bei der Reform keine Mitspracherechte.

Mit der Reform soll auch die Arbeit für Ärzte auf dem Land attraktiver werden. Derzeit gebe es ein deutliches Missverhältnis der Notdienstbelastungen zwischen den Ärzten in Städten und auf dem Land, sagte der Sprecher der KV Nordrhein. Das sei ein Hindernis, um genügend Landärzte zu gewinnen.

Dies war auch ein Grund für die Reform der Notdienste im Bereich der KV Westfalen-Lippe im Jahr 2011. Dort gibt es 63 Notarztpraxen, von denen viele an Krankenhäuser angeschlossen sind. Das System habe sich bewährt, sagte eine Sprecherin der KV Westfalen-Lippe in Dortmund. Niedergelassene Ärzte müssten durchschnittlich sieben bis acht Notdienste im Jahr übernehmen. Das seien für viele Ärzte deutlich weniger als früher.

Der NRW-Landkreistag forderte die KV Nordrhein auf, ihre Pläne zurückzuziehen. „Im ländlichen Raum muss ein angemessen ortsnah geknüpftes Netz von Notdienstpraxen erhalten bleiben“, forderte der Hauptgeschäftsführer des Landkreistags, Martin Klein. Die Landkreise müssten in die Bedarfsplanung eingebunden werden.