Lindners elegante Steinwürfe im Glashaus
Eine Landtagsrede wird zum Hit auf der Internetplattform Youtube
Düsseldorf. Zehntausende haben bei Youtube ein Video angeklickt, viele zollen dem letzten Hoffnungsträger der Liberalen ihren Zuspruch. In seiner mit einigen Tagen Verzögerung ins Netz gewanderten schonungslosen Attacke putzt Christian Lindner einen SPD-Mann herunter.
Ort des Geschehens: der NRW-Landtag. Als Ministerpräsidentin Hannelore Kraft dort vergangene Woche ihre Regierungserklärung zum digitalen Aufbruch abgibt und FDP-Fraktionschef Lindner darauf antwortet, kommt ein Zwischenruf aus der letzten Reihe. Der SPD-Abgeordnete Volker Münchow kommentiert die Worte Lindners, der eine bessere Gründerkultur verlangt hatte. Er erinnert den FDP-Politiker daran, dass dieser doch Erfahrung mit wirtschaftlichem Scheitern habe.
Für Lindner ein Elfmeter. Ja, auch er habe einmal ein Unternehmen gegründet, „und dieses war damals nicht erfolgreich“. Aber ob er denn seiner Ministerpräsidentin nicht zugehört habe, faltet er den Zwischenrufer zusammen. Das Scheitern von Pionieren dürfe nicht zu deren Stigma werden. Mit seinem „dämlichen Zwischenruf“ habe der SPD-Mann die Regierungserklärung seiner Chefin zu Makulatur gemacht. Auch diese hatte zuvor gemahnt, Firmengründer zu unterstützen. Münchow fällt keine Erwiderung ein, zumal er nicht die Macht über das Mikro hat.
Als Lindner sich nach fast drei Minuten ausgetobt hat, schiebt er noch ein „Das hat Spaß gemacht“ hinterher. Dem habe ich’s gegeben, soll das heißen. Und den Sozis sowieso. Denn es seien ja meistens die, die das ganze Leben im Staat gearbeitet und vom Staat gelebt haben, die so reden, hatte er den Zwischenrufer attackiert. Was bei Münchow nicht zutrifft.
Er war früher Vertriebsleiter, erst später wurde er Kommunalpolitiker in Velbert, dann Landtagsabgeordneter. Und Lindner? Der bezieht seit seinem 22. Lebensjahr Abgeordneten-Diäten. Monatlich sind das derzeit 8612 Euro. Plus 2114 Euro für die Altersversorgung. Aus Steuergeld. Leben im Staat und vom Staat, könnte man sagen. Sollte man im Glashaus — pardon: im Landtag — so mit Steinen um sich werfen?