Kirchen profitieren vom Steueraufkommen - 86 Millionen mehr in NRW

Die Konjunktur lief gut in den ersten neun Monaten 2014, die Steuerquellen sprudelten - das gilt auch für die Kirchen. Am grundsätzlichen Sparkurs ändert das aber nichts.

Köln (dpa/lnw) - Vom steigenden Steueraufkommen profitieren auch die Kirchen. In Nordrhein-Westfalen nehmen katholische und evangelische Kirche in diesem Jahr nach Recherchen des Westdeutschen Rundfunks voraussichtlich gut 3 Milliarden Euro ein, 86 Millionen mehr als 2013. Die gute Konjunktur und der Aufschwung am Arbeitsmarkt machen damit die Zahl der Kirchenaustritte mehr als wett. Die Schätzungen beruhen auf den ersten drei Quartalen 2014.

Das Erzbistum Köln kann demnach mit 774,9 Millionen Euro rechnen, das Erzbistum Paderborn mit 337 Millionen, das Bistum Münster mit 277,8 Millionen, das Bistum Aachen mit 224,8 Millionen, und das Bistum Essen mit 180 Millionen. Die Evangelische Kirche im Rheinland kommt den Schätzungen zufolge auf 818,3 Millionen Euro, die Evangelische Kirche in Westfalen auf 423,3 Millionen und die Lippische Landeskirche auf 26,5 Millionen Euro.

Bundesweit kletterten die Steuereinnahmen von Bund, Ländern und Kommunen (ohne reine Gemeindesteuern) um 3,0 Prozent auf fast 429 Milliarden Euro. Die Zunahme bei der Kirchensteuer, die an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt ist, entspricht damit in NRW dem Plus beim Durchschnitt aller Steuereinnahmen in Deutschland. Die Grenzen der Bistümer und Landeskirchen decken sich allerdings nicht exakt mit den Landesgrenzen.

Am grundsätzlichen Sparkurs der Kirchen werden die sprudelnden Steuereinnahmen wenig ändern. Man richte die Finanzplanung nicht an der jeweiligen Konjunkturlage aus, sagte der Sprecher des Erzbistums Köln, Christoph Heckeley, am Freitag der dpa. „Wir sehen zu, dass wir langfristig solide bleiben.“ Die Kölner hatten 2005 ein Sparprogramm namens „Zukunft heute“ aufgelegt mit dem Ziel, die Ausgaben um 90 Millionen Euro zu senken. Das wurde auch erreicht.

Trotz des Sparkurses kümmere man sich aber um akute Probleme, sagte Heckeley. Kardinal Rainer Maria Woelki will zum Beispiel dabei helfen, Flüchtlinge unterzubringen. „Das ist ein ausdrücklicher Auftrag des neuen Erzbischofs, und der wird auf jeden Fall erfüllt. Aber die gestiegenen Steuereinnahmen erleichtern das natürlich“, sagte Heckeley.

Dagegen wird sich an der Zusammenlegung von Pfarreien nichts ändern. Sie sei vor allem eine Antwort auf die zurückgehenden Priesterzahlen und den demografischen Wandel. „Wir machen keine Kirche zu, weil wir zu wenig Geld hätten“, sagte Heckeley.