Kommentar: Hohe Anmeldezahlen sprechen für die Gesamtschulen
Für nordrhein-westfälische Landesregierungen ist die Einheitsschule ein ideologischer Kampfbegriff, mit dem man seine Wähler nur vergraulen kann. Deshalb wurde in den vergangenen Jahrzehnten jede Diskussion über eine Gemeinschaftsschule im Keim erstickt.
Dass Christdemokraten und Liberale am dreigliedrigen Schulsystem festhalten, liegt an ihrem bildungspolitischen Verständnis. Aber auch die SPD schaffte es in ihrer 39-jährigen Regierungszeit nicht, das von ihr favorisierte Modell durchzusetzen. "Die Gesellschaft ist noch nicht bereit dafür", hieß es entschuldigend hinter vorgehaltener Hand. Erst jetzt - als Oppositionspartei - gehen die Sozialdemokraten in die Offensive. Ein wenig spät, wenn man bedenkt, dass Pisa bereits 2001 auf die Ungerechtigkeit des deutschen Modells hingewiesen hat.<p>Die Eltern jedenfalls quittieren das politische Hickhack auf ihre Weise: Wohl wissend, dass sich Regierung und Opposition noch lange über den richtigen Weg zu guter Bildung streiten werden, stimmen sie mit den Füßen ab - die hohen Anmeldezahlen für die Gesamtschulen sprechen eine deutliche Sprache.