Kunstsammlung: Fremdes Geld soll es jetzt richten
NRW hat drei Möglichkeiten, die Kunstsammlung von Portigon im Land zu halten. Zwei davon würden allerdings teuer.
Düsseldorf. Was nach bisheriger Lesart noch alleinige Entscheidung von Portigon war — nämlich der geplante Verkauf ihrer Kunstsammlung —, ist in NRW mittlerweile Chefsache. „Alles in ihren Kräften Stehende“ will die rot-grüne Landesregierung unternehmen, um zumindest Teile der Sammlung im Land zu halten. Fragen und Antworten:
Die EU hat nicht den Verkauf der Kunstsammlung verfügt, sondern verlangt vom Land, dass es die WestLB-Nachfolgebank Portigon bis auf einen kleinen Unternehmensteil abgewickelt. Zur „Verwertung der Vermögensgegenstände“ gehört zwangsläufig auch der Verkauf der Kunstwerke. Laut Portigon-Chef Kai Wilhelm Franzmeyer sei dies „alternativlos“.
Geschätzt ist die Sammlung 100 Millionen Euro Wert. Experten bezweifeln die Summe aber. Laut Finanzminister Walter-Borjans (SPD) beträgt der Versicherungswert der Werke 28 Millionen Euro. Beobachter glauben, dass der Buchwert in der Portigon-Bilanz auch nicht höher ist.
Das Argument, die Bilder gehörten einer Bank im Landesbesitz und deshalb ohnehin dem Land, zieht nicht. Die WestLB hat die Bilder seinerzeit nicht aus Steuergeldern finanziert, sondern aus ihren eigenen Gewinnen.
Will die Landesregierung die Sammlung oder wertvolle Teile davon im Land behalten, müsste sie die Bilder zu Marktpreisen kaufen. Dafür würden Steuergelder fällig. Verkauft Portigon die Bilder unterhalb des Marktpreises — an wen auch immer — müsste das Land die Differenz ausgleichen, etwa um finanzielle Forderungen bedienen zu können. Auch dafür müssten Landesmittel verwendet werden — sprich Steuergeld. Walter-Borjans plädiert deshalb dafür, private Partner mit ins Boot zu holen. Diese könnten Bilder, Skulpturen oder Instrumente von Portigon kaufen und sie anschließend beispielsweise an Museen verleihen. Der Minister habe potenzielle Partner bereits angesprochen. Über den rechtlichen Rahmen soll beim Runden Tisch am 5. Februar gesprochen werden.
Möglicherweise hat die rot-grüne Landesregierung die Reaktionen unterschätzt: Museen, Künstler und Kulturverbände hatten in den letzten Tagen eine beispiellose Protestwelle losgetreten. Eine „kulturpolitische Bankrotterklärung“ nannten die NRW-Museumschefs den geplanten Verkauf.
Einen „Schnellkurs im Rückwärtsrudern“ attestierte die CDU Donnerstag der Landesregierung. Sie habe mit ihrer bisherigen Linie „Nebelkerzen“ gezündet.