Langer Weg zur Chancengleichheit
Während allerorten die Abiturienten- und Studentenzahl steigen, verharren sie in Deutschland auf niedrigem Niveau.
<strong>Düsseldorf. Es war im Herbst 2007, als die Wirtschaftsexperten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einmal mehr mahnende Worte an deutsche Bildungspolitiker richteten: Vor 50 Jahren sei es vielleicht noch möglich gewesen, Bildung und Arbeitsmarkt in einer Gesellschaft aufzuteilen - zwischen wenigen Wissenden und vielen, die für diese Wissenden arbeiten. Aber im 21. Jahrhundert, wo eine "wissensbasierte Wirtschaft" die Geschicke bestimmt, sei gute Bildung für alle Menschen das "wertvollste Kapital", um im globalisierten Wettbewerb mitzuhalten. Und damit also entscheidend für Produktivität, Wachstum und Lebensstandard.
Jeder 13. Jugendliche verlässt die Schule ohne einen Abschluss
Der Großteil der 30 in der OECD zusammengeschlossenen Industriestaaten hat dies längst erkannt und seine Bildungseinrichtungen den Erfordernissen angepasst. Während allerorten die Abiturienten- und Studentenzahl steigen, verharren sie in Deutschland auf niedrigem Niveau. Während es anderen Nationen gelingt, Arbeiter- und Migrantenkinder angemessen zu fördern, ist hierzulande die Abhängigkeit von sozialer Herkunft und Bildungserfolg unverändert groß. Die Folge: Allein im Jahr 2006 verließ neuesten Statistiken zufolge jeder 13.Jugendliche in Deutschland die Schule ohne Abschluss.Der Staat muss seine Versäumnisse im Nachhinein mit viel Geld reparieren: Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) schätzt die Folgeschäden - in Form von teuren, berufsqualifizierenden Maßnahmen für Schulabbrecher und Sitzenbleiber - auf jährlich 3,7Milliarden Euro. Es besteht also dringender Handlungsbedarf.
In der Reformeuphorie der 1970er Jahre führte die Einführung der Gesamtschule zu einem Kulturkampf, der noch heute wie ein Damoklesschwert über jeder Bildungsdebatte hängt. Fest steht, dass Staaten mit längerer gemeinsamer Lernzeit bessere Ergebnisse erzielen. Trotzdem würde es im Debakel enden, dem hiesigen System die Einheitsschule nur überzustülpen. Bislang sind die Lehrer kaum auf heterogene Schülergruppen vorbereitet. Und wie Fends Studie beweist, kommt es letztlich aufs Elternhaus an. Frühförderung heißt das Zauberwort. Doch nach wie vor herrscht hier eher Ziellosigkeit. Keine gute Ausgangslage.