Ministerin Sommer: „Wir müssen das gegliederte Schulsystem weiterentwickeln“
Düsseldorf. NRW-Schulministerin Barbara Sommer spricht mit der WZ im Interview über die Hauptschule, die FDP und über weitere fünf Jahren im Amt.
Sommer: Ich bin guter Hoffnung, dass ich ein Lichtlein werde brennen lassen können. Sicherlich werden wir einige Standorte verlieren. Aber das liegt an den dort besonders stark zurückgehenden Schülerzahlen.
Sommer: Der Großteil der Hauptschulen wird sich bewähren. Wir brauchen aber einen langen Atem.
Sommer: Die Wirtschaft schielt nach der Hauptschule, denn die Betriebe sind aufgrund des demografischen Wandels auf Nachwuchssuche. Und den finden sie in dieser Schulform. Wir kriegen die Hauptschule wieder hoch, wenn auch die Eltern erkennen, dass diese Schulform ein Garant für eine gute Vorbereitung auf eine Ausbildung ist.
Sommer: Wir müssen die Entwicklung gut beobachten. Wir können uns nicht an eine einzügige Hauptschule an einem Standort auf Dauer klammern. Wenn wir die individuelle Förderung ernst nehmen, auch mit Blick auf die personelle Ausstattung, dann sind einzügige Hauptschulen im Rahmen der Differenzierung schwer machbar.
Sommer: Ich setze auf Verbundlösungen, denn wenn die Schule stirbt, stirbt auch die Kommune. Von Verbundschulen erwarte ich allerdings, dass man eng zusammenarbeitet, das Knowhow im vereinigten Kollegium nutzt.
Sommer: Das oberste Ziel muss es sein, den Schülern etwas Gutes zu tun. Wenn ich an einer Stelle Schülerströme wegziehe, muss ich sehen, was mit der anderen Schule am anderen Ort geschieht. Außerdem werden die Probleme von einem Teil der Hauptschüler nicht kleiner, nur weil sie im Gesamtschulsystem aufgehen. Und es gibt Kinder, die mit großen Schulen mit einer Masse von Schülern nicht zurechtkommen.
Sommer: Man muss genau hinschauen. Wenn es für das Land keinen personellen Mehraufwand bedeutet, soll die Schule das eigenverantwortlich gestalten. Ich will das starre System auflösen. Die Zielgröße bleiben für mich maximal 25 Kinder pro Klasse in Grund- und Hauptschule sowie 28 Kinder in Real-, Gesamtschule und Gymnasium. Das ist pädagogisch in Ordnung und gilt für alle Schulformen.
Sommer: Das hängt von der Regierungskoalition nach der Wahl ab. Mit der FDP als Partner werden wir am gegliederten System festhalten. Allerdings müssen wir es - wie ich schon sagte - weiterentwickeln. Etwa zu Verbundschulen.
Sommer: Wir lassen Gründungen zu, auch wenn man mir ständig vorwirft, ich würde die Gesamtschulen benachteiligen, nur weil die neuen Gesamtschulen im Halbtag arbeiten. Dabei gibt die Statistik eine andere Antwort: 50 Prozent der Hauptschulen sind im Ganztag, zwölf Prozent der Realschulen und Gymnasien sowie 95 Prozent der Gesamtschulen.
Sommer: Wir haben ein Zehn-Millionen-Projekt dafür aufgelegt. Da hätte jede Schule aufschreien müssen, davon wollen wir etwas haben. Eltern wie Lehrer müssen wissen, dass man beim Übergang in den Ganztag eine zwei- bis dreijährige Durststrecke bewältigen muss. Und man muss sich pädagogisch mit dem Modell auseinandersetzen, das ist auch ein Stück Pionierarbeit. Lehrer können das. Sie sind keine Kindergartenkinder, die man an die Hand nehmen muss.
Sommer: Gott bewahre. Ich bin jetzt 61 Jahre alt, und ich möchte nicht am Stock ans Lesepult geführt werden. Aber eine Legislaturperiode möchte ich das Amt noch wahrnehmen. Denn jetzt ist die Zeit der Konsolidierung, in der ich dem großen Prozess des Wachsens in den Schulen zusehen möchte. Die Zeit der Reformen im Schulbereich ist vorbei, und die Pisa-Gläubigkeit hat sich zum Glück ein Stück in Luft aufgelöst.