Zufall oder Häufung? Ministerium nach Massenprügeleien: „Tumultlagen“ in NRW nehmen ab
Düsseldorf · Massenschlägereien in Bochum und Emmerich markieren laut dem Landesinnenministerium keinen Trend zu schweren Gewalttaten in Gruppen.
War es Zufall oder Schlaglicht auf eine problematische Entwicklung? Innerhalb von nur zwei Tagen kam es in NRW zu Aufsehen erregenden Massenschlägereien. Am Sonntag sollen sich 20 bis 30 Männer aus Südosteuropa auf einem Bochumer Supermarkt-Parkplatz verabredet haben, um dann mit Baseballschlägern und Mistgabeln aufeinander loszugehen – fünf Verletzte. Am Montag attackierten sich dann in Emmerich zwei kurdisch-jesidische Familien nach der Trennung eines jungen Paares gegenseitig; die Polizei fand Stahlruten und Holzknüppel, der 19-jährige Ex-Freund wurde mit einem Beil schwer verletzt.
Die Dopplung allerdings könnte Zufall gewesen sein. Denn eigentlich beobachtet das Innenministerium den Gegentrend: „Tumultlagen“, wie solche Massenprügeleien dort heißen, werden immer zum Ende des Halbjahres erfasst, für die zweite Hälfte 2019 gibt es daher noch keine Zahlen.
Allerdings: Im ersten Halbjahr 2018, so das Ministerium auf Anfrage, wurden in NRW 102 solche Lagen gemeldet, im zweiten Halbjahr 77 und in der ersten Jahreshälfte 2019 noch 52. „Innerhalb eines Jahres hat sich die Zahl der Tumultlagen somit fast halbiert“, fasst eine Ministeriumssprecherin zusammen. „Auch im Ruhrgebiet, das einen regionalen Schwerpunkt darstellt, ist eine Abnahme zu erkennen.“ Und zwar von 39 im ersten Halbjahr 2018 (zweites Halbjahr: 32) auf 20 im Vergleichszeitraum dieses Jahres.
Die Zahl der entsprechenden Delikte mit Bezug zur Clankriminalität stagniere im mittleren einstelligen Bereich. Der Trend, so die Sprecherin, werde als positiv bewertet. Zwar sei der Erfolg von Prävention stets nur schwer nachweisbar, man hoffe aber schon, dass Null-Toleranz-Strategie der Landesregierung und die starke Polizeipräsenz speziell im Ruhrgebiet hier wirke. juki