Neue Karte für Patienten in der Kritik

Vorreiter: Nordrhein soll die elektronische Gesundheitskarte einführen. Am Anfang kann sie nicht mehr als die bisherige Karte.

Düsseldorf. Die Region Nordrhein wird möglicherweise als bundesweiter Vorreiter die elektronische Gesundheitskarte einführen. Ruth Bahners, Sprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, sagte unserer Zeitung, dass es derzeit Verhandlungen gebe. Wann die Entscheidung fällt, ist offen.

Zuvor hatte Sachsen abgelehnt, als erste Region die Karte einzuführen. Die zuständige Arbeitsgemeinschaft argumentierte unter anderem, wegen der noch fehlenden Vorteile der Karte sei dies den Versicherten nicht zu vermitteln. Auch in der Politik gibt es Unverständnis über die Vorgehensweise. Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Daniel Bahr, mahnte im Gespräch mit unserer Zeitung, vor einer Einführung der Karte sollten zunächst die Ergebnisse der Tests abgewartet werden. Widerstand formiert sich auch bei den Ärzten. Die Freie Ärzteschaft warnt vor einem Missbrauch sensibler Gesundheitsdaten. Es bestehe die Gefahr, dass diese in die falschen Hände gerieten, so die Wuppertaler Ärztin Ricarda Kauert.

Die Umsetzung eines der größten und umstrittensten Reformprojekte im deutschen Gesundheitswesen lässt weiter auf sich warten. Erst sollte die elektronische Gesundheitskarte 2006 eingeführt werden. Nun kommt sie - nach langem Streit - voraussichtlich Anfang 2009. Zunächst aber nur in einer Modellregion - und in einer Mogelpackung: Denn auf den Mehrwert, den die Politik den Versicherten seit Jahren verspricht, müssen diese weiterhin warten.

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