Nokia Bochum: Silberstreif am Horizont?
Laut internem Papier soll das Nokiawerk in Bochum sanierungsfähig sein. Gewerkschaften planen europaweiten Protest.
Bochum. Mit einer Einmal-Investition von 14,3 Millionen Euro könnte die Kapazität des von der Schließung bedrohten Bochumer Nokia-Werkes nach einem Bericht der „Rheinische Post“ ohne zusätzliche Mitarbeiter verdoppelt werden. Dies gehe aus einem internen Konzeptpapier hervor, an dem die Bochumer Nokia-Belegschaft schon seit einem Jahr gemeinsam mit dem örtlichen Management gearbeitet habe. Mit der Verdopplung der Kapazität hätte das Bochumer Werk die Produktivität des neuen Nokia- Werkes in Rumänien erreicht, zu dessen Gunsten Bochum geschlossen werden soll.
Außerdem wird nach Informationen der Zeitung darüber diskutiert, ob in Bochum eine Testlinie aufrechterhalten werden kann, an der bis zu 100 Nokia-Beschäftigte die Montage neuer Telefon-Modelle prüfen sollen. Diese Testlinie soll Gesprächsgegenstand des Arbeitskreises sein, in dem Mitglieder der Landesregierung und das Management des Handyherstellers nach Lösungen für die Mitarbeiter des Bochumer Werkes suchen wollen. Unterdessen hat der Europäische Metallgewerkschaftsbund (EMB) europaweite Aktionen gegen Nokia wegen der geplanten Werksschließung angekündigt. An diesem Mittwoch würden in Brüssel alle Gewerkschaften zusammenkommen, die Mitglieder in Nokia-Betrieben in Europa haben, um über ein gemeinsames Vorgehen zu beraten, sagte EMB-Generalsekretär Peter Scherrer am Dienstag im Deutschlandradio. Europaweite Streiks seien zwar schwer zu organisieren, aber es werde über punktuelle Streiks gesprochen. Erreicht werden solle, dass Nokia die Schließung des Bochumer Werkes aussetzt und intensiv über Alternativen nachgedacht wird. „Das hätte bei einer guten und verantwortungsvollen Unternehmensführung schon viel früher kommen müssen“, sagte Scherrer. Was eine Rücknahme der Schließung des Bochumer Nokia-Werkes angehe, sagte der EMB-Generalsekretär: „Ich hab da durchaus Hoffnung.“ Das Unternehmen Nokia habe in dieser Affäre schon reichlich Gesichtsverlust erlitten. „Da kommt es darauf auch nicht mehr an“, sagte Scherrer. Er zeigte sich erstaunt, dass die Unternehmensführung über die „Wucht der Reaktionen“ überrascht sei. Sie hätten aus der Schließung des AEG Elektrolux-Werkes in Nürnberg vor zwei Jahren und anderen Fällen ihre Lehren ziehen können.