NRW: Hannelore Kraft - Mit 50 Jahren reif für die „K-Frage“
Regierungschefin Hannelore Kraft feiert am Sonntag einen runden Geburtstag. Ihre Medienpräsenz nimmt auffallend zu.
Düsseldorf. 50 Jahre ist für Politiker keine Angst-Schwelle. Viele erklimmen erst jenseits dieses Alters höchste Ämter. Zuletzt ist immer häufiger die Frage laut geworden, ob dies auch für NRWs Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) gelten könnte.
Die erste Frau an der Spitze der Landesregierung und des Bundesrats wird in der SPD inzwischen sogar für die Kanzlerkandidatur 2013 gehandelt. Am Pfingstsonntag könnte sie also auf ihren 50. Geburtstag und auf verheißungsvolle Aussichten anstoßen.
Auf den Putz hauen ist allerdings nicht ihre Art. Kraft wiegelt ab, wenn das Gespräch auf die „K-Frage“ kommt. Dem Kabarettisten Frank-Markus Barwasser gelangen in seiner Rolle als Erwin Pelzig aber interessante Einblicke. Kraft wand sich in seiner TV-Talkrunde sichtlich bei der Frage: „Wollen Sie Kanzlerin werden?“
Das bemerkenswerteste Ergebnis des Schlagabtausches: Ein klares Nein gab es nicht. Nur die üblichen Antworten: „Ich bin gerne Ministerpräsidentin“ und „Wir haben so viele, die geeignet sind“.
Auffällig ist, dass Kraft derzeit ihre bundesweite Medienpräsenz enorm stärkt: Nach zwei großen Talkshows im Mai war sie am Mittwoch mit ihrem Ehemann Udo beim ZDF-Quiz „Rette die Million“ aufgetreten. Und Oliver Welke hat bereits für die „Heute-Show“ angefragt.
Kraft sucht den Kontakt zu Menschen, und er fällt ihr leicht. Ihre Ruhrgebietssprache und ihre Vorliebe für „klare Kante“ helfen der Mülheimer Straßenbahner-Tochter, Brücken zu schlagen. Ihr Herzblut gehört der Sozial- und Bildungspolitik. „Ich will eigentlich immer noch die Welt verändern“, sagt sie.
Dass sie dafür bereit ist, Schulden zu machen, ist eine offene Flanke ihrer rot-grünen Minderheitsregierung. Zwar hat sie den Etat 2011, wie alle zentralen Vorhaben, dank Enthaltung der Linken durchs Parlament gebracht. Doch die Opposition will erneut eine Haushaltsklage vor dem Verfassungsgericht einreichen.
Krafts Vorteil: Die Landeschefs von CDU und FDP, Bundesumweltminister Norbert Röttgen und Gesundheitsminister Daniel Bahr, sind in Düsseldorf kaum präsent. Allerdings erhöhen die personellen Schwächen der Opposition nicht die Zustimmung für die NRW-SPD. In diesem Jahr lagen ihre Umfragewerte zwischen 30 und 36 Prozent. Ohne die Grünen geht es nicht.