NRW will Sonnenenergie ausbauen

Anstieg um das 20-Fache möglich. Land wirbt um Investitionen.

Düsseldorf. Geht es nach Landesumweltminister Johannes Remmel, dann wird es auf nordrhein-westfälischen Dächern künftig deutlich mehr Solaranlagen geben. Der Grüne stellte am Dienstag eine Studie vor, wonach bis zu 72 Terrawattstunden Strom pro Jahr durch Sonne erzeugt werden könnten — das mehr als 20-Fache des heutigen Volumens. Zum Vergleich: Eine Terrawattstunde deckt den Strombedarf von rund 250 000 Haushalten pro Jahr. Landesweit gibt es derzeit 184 000 Solaranlagen.

Das zusätzliche Potenzial kann demnach zu 53 Prozent auf Dächern erschlossen werden — der Rest durch Anlagen auf Freiflächen wie brachliegende Militärgebiete oder an Autobahnen. Remmel warb daher für Investitionen von Privatpersonen und Kommunen. Mit der Studie gebe das Land allen Städten und Gemeinden Daten zum jeweiligen Ausbaupotenzial an die Hand.

Besonders gut geeignet für den Ausbau sind laut Landesumweltamt, das die Studie erstellte, neben Städten wie Köln mit viel Dachfläche der ländliche Niederrhein und die gesamte Rheinschiene — beide Regionen sind von der Sonne vergleichsweise verwöhnt. Im Bergischen Land liegt die Sonnenintensität im Landesschnitt.

Die Installation einer Solaranlage auf einem Privatdach kostet laut Landesumweltamt rund 10 000 Euro. Die Kosten hätten sich in acht bis zehn Jahren bezahlt gemacht. Betreiber, die in diesem Jahr eine Anlage ans Netz bringen, erhalten pro eingespeister Kilowattstunde Strom zwischen 15 und 18 Cent.

Diese Förderung des Ökostroms wird über den Strompreis finanziert — die Erneuerbare-Energie-Umlage (EEG) war zum Jahresbeginn um fast 50 Prozent gestiegen, was höhere Kosten für alle Verbraucher bedeutet. Die Verhandlungen über die von Bundesumweltminister Peter Altmaier (CDU) geplante Strompreisbremse mit einer Deckelung der Umlage stocken. Experten befürchten ohne ein Gegensteuern auch für 2014 einen Anstieg.

Remmel sagte, die Debatte über die Stromkosten dürfte nicht auf die EEG-Umlage konzentriert werden. Der Minister bekräftigte die Forderung von SPD und Grünen, die Stromsteuer zu senken, deren Aufkommen dem Bund zukommt. Claudia Kemfert, Energieexpertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), betonte auf Nachfrage, wenn Entwicklungen wie die gesunkenen Strombörsenpreise an die Verbraucher weitergegeben würden, könnten die Kosten schon heute stabil bleiben.