Rabatte: Aspirin macht Bayer Kopfschmerzen
Der „Stern“ wirft Bayer illegale Preisabsprachen vor. Der Konzern dementiert, das Kartellamt prüft.
Düsseldorf. Der Bayer-Konzern ist wegen des Verdachts verbotener Preisabsprachen ins Visier des Bundeskartellamts geraten. Ein Sprecher des Amtes bestätigte gestern, dass die Behörde Vorwürfen nachgehe, wonach Bayer illegale Preisabsprachen mit mehr als 11 000 Apotheken in Deutschland betrieben habe.
Auslöser ist ein am Mittwoch vorab veröffentlichter Bericht der Illustrierten "Stern", wonach der Konzern Apotheken einen Sonderrabatt in Höhe von bis zu drei Prozent eingeräumt habe, wenn sich die Apotheker dazu verpflichteten, die Preise für Aspirin und andere rezeptfreie Bayer-Medikamente nicht unter einem bestimmten Preis zu verkaufen. Dadurch seien die Preise für Aspirin langfristig künstlich hoch gehalten worden.
Grundlage ist eine Bayer-interne E-Mail, die dem "Stern" vorliegt. Darin heißt es: "Als nicht verantwortbar betrachten wir Preisaktionen mit Dauerniedrigpreisen oder mit Zeiträumen, die vier Wochen überschreiten". In ihrem "Apothekencheck" hatten die Verbraucherzentralen 2006 festgestellt, dass mehr als 90 Prozent aller Apotheken nahezu gleiche Preis für Aspirin verlangen. Bayer droht laut "Stern" nun ein Kartellverfahren.
Ein Bayer-Sprecher wies die Vorwürfe entschieden zurück. "Es gibt keine illegalen Preisabsprachen", sagte er. Bayer gebe lediglich unverbindliche Preisempfehlungen. Der Konzern habe sich bereits an die Kartellbehörden gewandt und seine Kooperation bei der Aufklärung der Vorwürfe angeboten. "Das muss vom Tisch", sagte der Sprecher.
Wirkstoff Aspirin enthält als Wirkstoff Acetylsalicylsäure, kurz ASS. 1897 wurde ASS erstmals in reiner Form in Wuppertal-Elberfeld hergestellt; als Erfinder gilt der Deutsche Felix Hoffmann.
Nobelpreis Die Funktionsweise von ASS, die Hemmung der Prostaglandinproduktion, wurde 1971 von John Robert Vane aufgeklärt, wofür er 1982 den Nobelpreis erhielt.