Rüttgers’ größte Sorge: Die Kölner CDU

In der größten Stadt des Landes hat die Partei keinen Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl.

Düsseldorf. Ausgerechnet Köln. In der größten Stadt Nordrhein-Westfalens begann vor exakt zehn Jahren jener Prozess, an dessen Ende der Pulheimer Jürgen Rüttgers für seine CDU erstmals seit Jahrzehnten die Mehrheit im bevölkerungsreichsten Bundesland eroberte und Ministerpräsident wurde. Die CDU fuhr damals in der Domstadt einen rauschenden Sieg ein und verwies die SPD in die Opposition. Schluss mit Filz und Klüngelei, hieß damals die frohe Kunde. Heute liegt die Kölner CDU am Boden.

Vier Monate vor der NRW-Kommunalwahl steht die CDU in der wichtigsten Stadt des Landes ohne Kandidat da. Auf den ersten Blick ist das eine Spätfolge des spektakulären Einsturzes des Stadtarchivs. Damals versank nicht nur das Gedächtnis der Stadt weitgehend in Schutt und Asche, sondern auch die Ambitionen des amtierenden Oberbürgermeisters Fritz Schramm (CDU).

Dessen Umgang mit der Krise wurde auch intern als erbärmlich angesehen, Schramma zog seine Kandidatur entnervt auch deswegen zurück, weil er weder in der eigenen Kölner CDU noch in der Landespartei Rückhalt verspürte.

Das Problem: Die Anti-Schramma-Kampagne innerhalb der CDU war rein destruktiv, die lokale Partei und schon gar nicht der Landesverband hatten einen Ersatz für den beim Bürger sehr populären Amtsinhaber zu bieten. Reihenweise sagten seither namhafte Kandidaten ab (zum Beispiel Wolfgang Bosbach oder Altkanzler-Enkel Konrad Adenauer), der eher farblose SPD-Kandidat Jürgen Roters ist in den Umfragen der klare Favorit - fast ohne eigenes Zutun.

Die Not ist groß bei den Kölner Christdemokraten, zumal es immer noch die Flügelkämpfe gibt, an denen Schramma verzweifelte. Sie hatten es in den Jahrzehnten zuvor verhindert, dass die Kölner CDU ein ernsthafter Machtfaktor war. Das macht die Kandidatensuche schwierig - zumal sich jeder Angesprochene wie die sechste oder siebte Wahl vorkommen muss.

Für Rüttgers, der auch CDU-Landesparteichef ist, kommt diese Geschichte zur absoluten Unzeit. Er hat einen engen Vertrauten aus der Staatskanzlei nach Köln geschickt - bislang nur mit dem Ergebnis, dass sich Schramma darüber öffentlich beschwert. Im Superwahljahr ist Köln für den gebürtigen Kölner Rüttgers zum Sorgenkind geworden - so ändern sich die Zeiten.