Sekundarschule: Modell für ganz Deutschland?

Der Kompromiss von NRW lässt sich auf andere Bundesländer kaum übertragen.

Düsseldorf. In NRW werden Schüler demnächst die Wahl zwischen fünf weiterführenden Schulformen haben: In gut einem Jahr kommen die neuen Sekundarschulen hinzu. Doch was sich nach mehr anhört, führt zu weniger. Manche ältere Schulform verliert rapide an Bedeutung.

„Es zeigt sich überall eine Bewegung in Richtung Zweigliedrigkeit“, sagt der Bundesvorsitzende des Verbands Bildung und Erziehung (VBE), Udo Beckmann. „Vor allem die Hauptschule ist nicht mehr gefragt.“

In NRW wird nun erwartet, dass vor allem auf dem Land die Haupt- und Realschulen künftig in den Sekundarschulen aufgehen. Der VBE sieht beide Schulformen bedroht, zuerst würden die Hauptschulen wegfallen.

Da Schulpolitik Ländersache ist, ist die Schullandschaft in fast jedem Bundesland anders. Manche haben Haupt- und Realschulen zusammengelegt und dem Kind dann unterschiedliche Namen gegeben. In Berlin, Bremen und Sachsen-Anhalt gibt es Sekundarschulen, aber: „Sie haben andere Konzepte als das neue Konstrukt in NRW.“ Fakt ist auf jeden Fall, dass alle Bundesländer vor sinkenden Schülerzahlen stehen und die Kommunen nicht mehr überall einen breiten Strauß von Angeboten machen können.

Die geplante Sekundarschule in NRW sei ein richtiger Schritt, meint der Kölner Bildungsexperte Michael Becker-Mrotzek. „Wir steuern auf nur noch zwei oder drei Schultypen hin“, sagt er. Dass nun andere Bundesländer die Sekundarschule zum Modell machen, glaubt er eher nicht. Ein Stadtstaat, ein Bundesland mit sehr viel ländlichen Regionen oder ein bevölkerungsstarkes Land müssten sich in der Schulpolitik unterschiedlich aufstellen.

NRW-Regierungschefin Hannelore Kraft (SPD) hatte von einem Modell auch für andere gesprochen. „Ich bin überzeugt, dass wir Bildungspolitik über die Landesgrenze hinweg geschrieben haben“, sagte auch CDU-Fraktionschef Karl-Josef Laumann.

Zur Übersichtlichkeit trägt die Sekundarschule zunächst jedenfalls nicht bei. Becker-Mrotzek: „Für die Eltern ist es nicht leichter, sondern schwieriger geworden. Wenn man die freie Auswahl unter allen Schultypen hat, ist es doch sehr unübersichtlich.“