Skandal: Die WestLB immer tiefer in der Krise

Einmalig in der Bankengeschichte: Der gesamte Vorstand der Ex-Landesbank steht heute vor dem Rauswurf.

Düsseldorf. Für den Verbleib von Thomas Fischer auf dem Chefsessel der WestLB will niemand aus Finanzkreisen mehr Wetten annehmen. Entweder werde er und der gesamte mit dem Skandal um fehlgeschlagene Spekulationsgeschäfte befasste Vorstand auf der für heute eilig anberaumten Aufsichtsratssitzung des Amts enthoben, heißt es. Oder ein verägerter Fischer wirft von sich aus das Handtuch und bietet seinen Posten an. Letzteres sei beim Hobby-Boxkämpfer Fischer aber unwahrscheinlich, zumal er damit das Gehalt aus seinem noch bis Ende 2008 laufenden Vertrag aufs Spiel setze.

Auslöser für die Sondersitzung, an deren Ende eine Pressekonferenz stattfindensoll, ist die Finanzaufsicht BaFin, die in einem Vorabbericht "gravierende Mängel" und ein Lügengebäude festgestellt haben will. Dazu sollen sich Fischer und der Vorstand heute noch äußern. Die Belastungen aus der Affäre sollensich inzwischen auf eine halben Milliarde Euro addieren.

Fürsprecher für Bankchef Fischer gab es gestern auch in der Landespolitik keine. Landesfinanzminister und Aufsichtsratsmitglied Helmut Linssen (CDU) gab sich bedeckt. FDP-Fraktionschef Gerhard Papke sagte: "Wichtig ist, dass die Probleme schnell gelöst werden und wir wieder in ruhiges Fahrwasser geraten." Einer Fusion der WestLB mit der Landesbank Baden-Württemberg erteilte er eine Absage: "Wer glaubt, die momentane Schwächephase der WestLB ausnutzen zu können, liegt falsch." Er forderte, noch in diesem Jahr die Weichen für einen Verkauf der Bank zu stellen.

Affären Die Bank machte früher wiederholt negative Schlagzeilen, beispielsweise durch Milliardenverluste im Zusammenhang mit dem britischen Fernsehgeräte-Verleiher Boxclever unter Vorstandschef Jürgen Sengera.

Gehälter Die WestLB zahlt unter den Landesbanken die höchsten Vorstandsbezüge. Das bemängeln besonders die Sparkassen als Eigentümer.

Ratingagenturen Das WestLB-Geschäftsmodell hat sich in den Augen der Ratingagenturen nicht bewährt. Der operative Ertrag ist zu niedrig.