Söhne schlagen ihren Vater tot
Laut Kripo hat das Opfer die Familie jahrelang drangsaliert. Die Verdächtigen legten viele falsche Fährten.
<span style="font-weight: bold;">Wuppertal/Friedberg. Bei seinen Arbeitskollegen in einem metallverarbeitenden Betrieb in Remscheid galt Luka Grgic als zuverlässig, arbeitsam und freundlich. Mehr als 20 Jahre lebte der Familienvater aus Kroatien in Wuppertal. Keine Auffälligkeiten, wie man so sagt. Doch möglicherweise war das familiäre Zusammenleben mit dem Kroaten die Hölle. Das sollen jedenfalls ein leiblicher Sohn(19) und ein Stiefsohn (34) Grgics ausgesagt haben. Beide sitzen in Untersuchungshaft. Der Vorwurf: Vor rund neun Monaten sollen sie den Vater getötet haben. Angebliches Motiv: das Martyrium, das der Vater der Familie bereitet haben soll.
"Wir gehen davon aus, dass von der Familie bewusst falsche Spuren gelegt worden sind." Fahnder der Sonderkommission
Details gibt es dazu kaum. Schläge gegen die Mutter, Erniedrigungen der Söhne? Die Kripo schweigt dazu. Noch wird ermittelt. Dass der Fall überhaupt gelöst wurde, ist ein großer Erfolg. Denn offenbar legten die Söhne - beide sollen die Tatbeteiligung gestanden haben - und zwei weitere Tatverdächtige jede Menge falsche Spuren aus.
Der Leichnam Grgics war im April 2007 unweit der A5-Autobahnausfahrt Friedberg (Hessen) von einer Reiterin gefunden worden - verstümmelt und verschnürt. Die Obduktion ergab: Der 53-Jährige war an Schlägen ins Gesicht, auf die Brust und in den Bauch gestorben. Die routinemäßige Befragung der Familie daheim in Wuppertal brachte nichts. Grgic sei ein liebevoller und treusorgender Vater gewesen, wurde den Ermittlern versichert. Die Familie selbst hatte den 53-Jährigen als vermisst gemeldet. Ein fast perfektes Schauspiel.
Dann wurde der Mercedes des Opfers gefunden. Mitten im "Gutleutviertel" in Frankfurt am Main. Wieder eine falsche Fährte. Der Bezirk ist der Polizei ein Begriff. Natürlich warf das die Frage auf, ob der Arbeiter aus Wuppertal möglicherweise mit der organisierten Kriminalität in der Main-Metropole in Kontakt gestanden hatte oder alten Seilschaften vom Balkan zum Opfer gefallen war.
Eine 24-köpfige Sonderkommission bearbeitete den Fall. Die Ermittlungen füllen 100 Ordner, 200Zeugen wurden befragt, in Wuppertal, aber auch in Bosnien und Österreich. Über das ZDF-Krimi-Magazin "Aktenzeichen XY" suchten die Fahnder nach Hinweisen - ohne Erfolg.
Die Wahrheit ist so traurig wie banal. Nach jetzigem Erkenntnisstand wurde Grgic nach einem handfesten Streit in der Wuppertaler Wohnung von einem seiner Söhne getötet. Die Leiche des Vaters versteckten die Söhne für mindestens einen Tag im Keller des Mehrfamilienhauses ganz in der Nähe eines Einkaufszentrums. Dann schafften sie den Toten nach Friedberg in die Nähe eines Reiterhofs.
Es sind viele kleine Mosaiksteinchen, die auf eine Tatbeteiligung innerhalb der Familie des Opfers hindeuteten. "Wenn ich nicht zurückkomme, ruf die Polizei", soll Luka Grgic nach Aussage seiner Frau bei einem Anruf gesagt haben. Doch ein Telefonat fand laut Kripo am Abend seines Verschwindens nachweislich nicht statt. Auch am mutmaßlichen Tatort soll die Familie Hand angelegt haben. Die Wohnung war jedenfalls frisch renoviert, als die Kripo die Söhne festnahm.
Verdacht Gegen zwei Bekannte des Stiefsohnes (34) - ein 34- und ein 35-Jähriger aus Wuppertal - wird ebenfalls ermittelt. Sie sollen beim Abtransport der Leiche geholfen haben. Das Duo ist wieder auf freiem Fuß. Der Vorwurf: Strafvereitelung und Störung der Totenruhe.
Prozess Weil der Tatort in Wuppertal liegt, wird die Anklageerhebung an die Wuppertaler Staatsanwaltschaft abgegeben. Der zu erwartende Prozess wird am Landgericht stattfinden, voraussichtlich vor einer Jugendstrafkammer. Der leibliche Sohn des Opfers gilt mit seinen 19Jahren als Heranwachsender.
Beerdigung Der Leichnam von Luka Grgic war nach der Obduktion von Deutschland nach Bosnien überführt und Anfang Mai 2007 an seinem Geburtsort Donje Zovik in Anwesenheit der Familienangehörigen beigesetzt worden.