Solingen: Bunte Gegendemonstranten halten Neonazis stand

Solingen. Ganz ohne die im Vorfeld befürchteten Ausschreitungen verliefen dieKundgebungen zum 1. Mai in der Solinger Innenstadt und imStadtteil Ohligs. Die mit mehreren Hundertschaften angetretene Polizeimusste von dem zuvor angekündigten harten Durchgreifen nur inEinzelfällen Gebrauch machen.

Inder Innenstadt hatte das von breiten Bevölkerungsgruppen getrageneBündnis "Bunt statt Braun" zur Gegendemo gegen die rechtspopulistischeVereinigung "Pro NRW" aufgerufen. Mehrere Hundert Sympathisanten trafensich ab 9 Uhr an der Bühne und am Infostand am Breidbacher Tor. Bis inden Nachmittag hinein gab es Informationen und Live-Musik - unteranderem von den polulären Solinger Bands Too Dumb To Lie, Bobcats,Freifall und Lax Alex Contraxx. Letztere hatte mit dem Song "Maske"extra ein Lied für den 1. Mai in Solingen geschrieben.

Gegen11 Uhr erreichten etwa 70 Unterstützer von "Pro NRW" ihrenKundgebungsstandort an der oberen Hauptstraße in Höhe des Kaufhofs. DerBereich wurde von einem massiven Polizeiaufgebot abgesperrt. Diemeisten "Pro NRW"-Anhänger waren von auswärts mit einem belgischenReisebus angereist, der die Aufschrift "Kreuzzug für das Abendland"trägt.

Etwa 300Gegendemonstranten versuchten durch Brüllen und Skandieren lautstarktdie Kundgebung zu stören. Auch ein Feuerwerkskörper war zu hören. Einjunger Mann wurde an der Ecke Goerdelerstraße/ Kasinostraßevorübergehend festgenommen, weil er eine gefüllte Plastikflasche aufeinen Polizeibeamten geworfen haben soll. Bis 15 Uhr hatte "Pro NRW"seine Kundgebung angemeldet, doch schon um 12.45 Uhr war dieVeranstaltung vorbei. Die Polizei geleitete die Teilnehmer zurück zuihrem Bus. Die von Gegendemonstranten initiierte Sitzblockade löstesich von selbst wieder auf. Während des gesamten Vormittags wurdedie Innenstadt von einem Polizei-Hubschrauber überwacht.

Nochkürzer als die "Pro NRW"-Kundgebung dauerte die Versammlung von knapp30 NPD-Anhängern in Ohligs. Um 12 Uhr angereist, verliessen sie denStadtteil bereits nach einer Stunde wieder. Der Widerstand von mehrerenHundert Gegendemonstranten - viele kamen aus der Innenstadt nach -blieb ebenfalls nahezu gewaltlos. Es gab nur zwei vorübergehendeFestnahmen von Personen, die zu dem abgesperrten Bereich derNPD-Kundgebung vordringen wollten. Außerdem stellte die Polizei vonmehreren Gegendemonstranten die Personalien fest. WährendNPD-Spitzenkandidat Claus Cremer sprach, skandierten die Gegner: "Nazisraus" und "Tod dem Faschismus". Aus Sicherheitsgründen wurde der Zugangzum Hauptbahnhof gegen 13.30 Uhr für eine halbe Stunde gesperrt, damitdie Polizei die Beteiligten der NPD vom Platz eskortieren konnte.