Streit um Sturmschäden: Was kosten neue Bäume für die Stadt?

Grünen-Fraktionschef Priggen hält einige Schadensmeldungen der Kommunen nach dem Pfingstunwetter für überzogen. Die Städte wehren sich - nicht nur umgestürzte Bäume müssten ersetzt werden.

Ohne Bäume wird den Passanten ein weiter Blick über den Graf-Adolf-Platz geboten.

Foto: Melanie Zanin

Essen/Düsseldorf (dpa). Im Streit um hohe Schadenssummen nach dem Pfingststurm weisen die Städte die Kritik der Grünen im Landtag zurück, ihre Hilfsforderungen seien überzogen. „Wir wollen uns da keineswegs bereichern. Der Sturm hat Schneisen der Verwüstung geschlagen - bei uns eben besonders“, sagte Bochums Stadtsprecher Thomas Sprenger. Im Stadtgebiet müssten 2500 Bäume ersetzt werden. „Die Kosten, die entstehen gehen weit über einen neuen Baum hinaus, das kann bis zu 4000 Euro pro Straßenbaum sein“, so Sprenger. Zerstörte Bäume müssten gefällt, Wurzelwerk entfernt und zerstörte Bürgersteige oder Straßen rund um den Baum repariert werden.

In den vom Sturm betroffenen Städten machten ersten Angaben zufolge Baumschäden mehr als die Hälfte der Schadenssummen aus, heißt es einem Bericht des Innenministeriums. Dabei zeige sich bereits „die deutliche Tendenz, dass die höchste Schadensposition für die Beseitigung und Neuanpflanzung zerstörter innerstädtischer Bäume angesetzt wird“, so der Bericht. Grünen Fraktionschef Reiner Priggen kritisierte in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag) die Schadensmeldungen als „maßlos“ und „nicht mehr anständig“.

So gibt die Stadt Essen für 20 000 zerstörte Bäume 2000 Euro pro Baum an. Mülheim veranschlagt ersten Rechnungen zufolge 22 von 22,8 Millionen Euro Gesamtschaden für Baumersatz, Bochum 50 der 51,5 Millionen Euro. „Wir haben exakt kalkuliert“, sagte Mülheims Stadtsprecher Volker Wiebels. „Wir veranschlagen knapp 1100 Euro pro Ersatzbaum, das entspricht der Summe, die wir auch regulär für Ersatzbepflanzung inklusive Aufbereitung der Pflanzgrube aufwenden müssen.“ So müssten teilweise Baumstümpfe ausgefräst werden. „Wir reden hier über 20 000 Bäume die gepflanzt werden müssten, damit das Stadtbild wieder hergestellt ist“.

Die Stadt Düsseldorf hat ihre Schadensbilanz noch nicht an das Innenministerium weitergegeben. Aber auch hier werde mit 2000 Euro für jeden neuen Straßenbaum gerechnet - Anschaffung und Aufbereitung des Bodens inbegriffen, so Gründezernentin Helga Stulgies. Düsseldorf setzt auf Bäume, die älter als zehn Jahre sind: „Die dünnen Bäume sind viel anfälliger. Sie sollten schon aus dem Kindesalter heraus sein, damit sie gut angehen“. Und 100 Jahre wolle man ja auch nicht warten, bis man wieder eine stattliche Allee habe.

Sturmschäden: Aufräumarbeiten ermöglichen neue Aussicht
25 Bilder

Sturmschäden: Aufräumarbeiten ermöglichen neue Aussicht

25 Bilder

Auf sehr kleine Bäume auszuweichen, sei in der Stadt keine Option, bestätigt auch der Bund deutscher Baumschulen (BdB). „Ohne gewissen Stammumfang wird er nicht als Baum akzeptiert, wird einfach umgeknickt oder umgebogen“, so BdB-Präsident Helmut Selders. Setzlinge, wie sie zur Aufforstung nach dem Sturm Kyrill in den Wäldern benutzt wurden, sei nicht sinnvoll. Damit aus dem einfachen Setzling ein robuster Straßenbaum mit Krone und langem Stamm werde, brauche es außerdem regelmäßige Pflege, die zusätzliche Kosten verursache. „Das ist nicht wie im Wald, wo sich ein Baum einfach entwickeln kann“, so Selders.