Vorräte schrumpfen: Neues Gas für NRW

Auch Düsseldorf und Wuppertal sollen auf eine andere Sorte umgestellt werden. Die Kosten dafür werden auf die Kunden umgelegt.

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Düsseldorf. Jeder, der einen Gasherd oder eine Therme zu Hause hat, wird in naher Zukunft Post von seinem Heizungsmonteur bekommen. Denn die einheimischen Erdgasbestände gehen zur Neige und langfristig können nicht mehr alle Haushalte mit dem sogenannten L-Gas versorgt werden. Deswegen wird bald ein anderes Gas durch die Leitungen fließen — das leistungsstärkere H-Gas, das vornehmlich in Ländern wie Russland, Norwegen und der Ukraine gefördert wird. Damit das nicht zu Problemen führt, müssen die betroffenen Geräte umgerüstet werden, auch im gewerblichen Bereich. Die Kosten dafür tragen die Netzbetreiber — zumindest vorerst.

Notwendig ist die Umstellung, weil die Vorräte aus den deutschen und niederländischen Quellen zu Neige gehen. Seit dem Jahr 2003 ist ein stetiger Rückgang der Menge zu verzeichnen. Der Brennstoff muss auf lange Sicht also aus einer anderen Quelle kommen — zum Beispiel aus Russland, Großbritannien oder Norwegen. Da das dort vorkommende Gas einen höheren Brennwert hat, müssen sämtliche Geräte neue Düsen erhalten und auch die Luftzufuhr muss anders eingestellt werden.

Bis 2030 soll die Versorgungsstruktur schrittweise umgestellt worden sein. Auch in Düsseldorf werden die Betroffenen von ihren Netzbetreibern informiert — allerdings erst im Jahr 2021. Viersen und Willich sind 2023 an der Reihe und in Wuppertal wird 2028 auf das neue Gas umgestellt. Die Stadt Krefeld ist gar nicht betroffen. Laut Netzentwicklungsplan Gas 2015 (NEP) ist die Stadt Schneverdingen in Niedersachsen die erste, deren Haushalte ab Ende des Jahres H-Gas beziehen werden.

„Die Umstellung erfordert einige Vorbereitungen“, sagt Michael Reifenberg von der Bundesnetzagentur. So können zum Beispiel nicht beide Gase gleichzeitig durch die Leitungen fließen. „Nachdem alle Haushaltsgeräte umgestellt worden sind, werden die Leitungen leer gepumpt und sofort wieder mit dem neuen Brennstoff befüllt“, erklärt Reifenberg. Das sei wichtig, denn wenn in den Rohren ein Gas-Luft-Gemisch entsteht, verriegeln sich die Pipelines von selbst, damit keine Explosion entsteht, und die Energiequelle versiegt. Im Normalfall sollte es laut Reifenberg aber nicht zu einer Versorgungsunterbrechung kommen.

Laut Aussagen der Bundesnetzagentur ist die Umstellung für die Kunden weitestgehend kostenneutral „es sei denn, ein altes Gerät hat keine Zertifizierung mehr und muss ausgetauscht werden“, so Reifenberg. Das bedeutet, dass Arbeitsstunden und Austauschteile nicht von den Verbrauchern bezahlt werden müssen.

„Allerdings werden die Aufwendungen der Betreiber über das Netzentgelt auf die Endkonsumenten umgelegt“, sagt Udo Sieverding, Bereichsleiter Energie der Verbraucherzentrale NRW. Das bedeutet, nach der Umstellung wird die Gasrechnung höher ausfallen. „Da die Kosten auf alle Kunden umgelegt werden, ist der Betrag meistens unter der Wahrnehmungsschwelle“, schwächt Michael Reifenberg die Mehrbelastung für die Verbraucher ab. Wie hoch genau diese Mehrbelastung sein wird, könne man jetzt noch nicht sagen: „Das kommt auf die Höhe der Investitionen für den Netzausbau an.“ Die Umlegungen müssen vorher allerdings durch die Bundesnetzagentur genehmigt worden sein.

Die Heizkosten an sich sollen laut Bundesnetzagentur nicht steigen. Zwar ist das H-Gas teurer als das L-Gas, dafür wird aber für den selben Heizeffekt weniger H-Gas benötigt, da dieses energiereicher ist und somit eine höhere Wärmeleistung erbringt.