Wenn Mathe wieder ausfällt

Unterrichtsausfall wird immer wieder zum Politikum — und provoziert Forderungen nach zusätzlichem Lehrpersonal.

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Foto: Symbolbild dpa

Düsseldorf. „Mathe ist wieder ausgefallen.“ Was die meisten Schüler entzückt, stimmt Eltern nachdenklich. Bedeuten ausgefallene Stunden doch, dass der Stoff irgendwie nachgearbeitet werden muss. Und weil bei diesem Thema jeder aus eigener Erfahrung mitreden kann, wird die Sache schnell zum Politikum.

Vor allem wurde es dazu, nachdem eine Erhebung des Landesrechnungshofes vor ein paar Jahren zu viel höheren Zahlen bei den ersatzlos ausgefallenen Stunden geführt hatte. Auf 4,8 Prozent kamen die Prüfer — gegenüber 2,4 Prozent bei der offiziellen Stichprobe. Als dann noch ein vom Schulministerium in Auftrag gegebenes Gutachten den denkwürdigen Satz enthielt, dass „ausgefallener Unterricht das Schülerlernen — wenn überhaupt — nur in sehr geringem Umfang beeinflusst“, schwappten die Wellen der Empörung hoch. Das sei dreist und spiele das Problem herunter, sagten Opposition und Philologenverband.

Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) wollte sich nach mehrjähriger Erhebungspause nicht länger vorhalten lassen, sie verdränge das Problem. Die jetzt vorgelegte Stichprobe scheint jedenfalls ihre Kritiker zu widerlegen, dass das Problem der Unterrichtsausfälle ein wachsendes sei. Doch auch die 1,7 Prozent Unterrichtsausfall sind kein Ruhekissen — geht es doch nur um die Schulstunden, die ersatzlos ausfallen. Die durch Vertretungsunterricht unterschiedlichester Art ausgeglichenen Stunden sind gegenüber der letzten Erhebung sogar von 5,6 auf 7,5 Prozent gestiegen.

Laut Löhrmann sind im Haushalt 2015 mehr als 52 Millionen Euro „flexible Mittel für den Vertretungsunterricht“ vorgesehen. Damit sollen etwa bei längerfristigen Erkrankungen Ersatzkräfte finanziert werden. Grundschulen könnten Lehrkräfte aus einer Vertretungsreserve von 900 Stellen anfordern.

Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) fordert eine Stellenreserve von mindestens acht Prozent für jede Schule als Minimum. Der VBE-Vorsitzende Udo Beckmann sagt: „Dass der Unterrichtsausfall nicht noch größer ist, ist zum großen Teil zu Lasten der Lehrergesundheit erkauft worden“. Es würde noch mehr Unterricht ausfallen, wenn die Lehrkräfte nicht bereit wären, über ihre Unterrichtsverpflichtung hinaus einzuspringen. Die Folge sei, dass viele Lehrkräfte durch die Mehrarbeit gezwungen werden, ihre regulären Arbeiten in den Nachmittag oder aufs Wochenende zu legen: „Das Risiko von Burnout scheint für die Landesregierung ein probates Mittel sein, um den Schein einer umfänglichen Unterrichtsversorgung zu wahren“, bemängelt Beckmann.