Widerstand gegen Kopfnoten wächst

Kirchen streiten mit Land, ob ihre Schulen ausscheren dürfen. Hunderte Schüler gingen gegen Kopfnoten auf die Straße.

Düsseldorf. Wenn am Mittwoch die Zeugnisse vergeben werden, sind auch sie wieder aufgeführt - die umstrittenen Kopfnoten. Der Widerstand dagegen wächst derzeit: Vergangene Woche übergab die Landesschülervertretung dem Landtag 10.000 Unterschriften gegen die Noten zum Arbeits- und Sozialverhalten.

Am Freitag gingen in Düsseldorf Hunderte Schüler gegen Kopfnoten auf die Straße. Und an einigen evangelischen Schulen sind diese vorerst sogar kein Thema mehr.

Hintergrund ist ein grundsätzlicher Konflikt zwischen den beiden christlichen Kirchen und der schwarz-gelben Landesregierung. "Wir stimmen mit dem Land darin überein, dass es notwendig ein Feedback zum Arbeits- und Sozialverhalten geben muss", sagt Klaus Eberl, Leiter der Abteilung Erziehung und Bildung bei der Evangelischen Kirche im Rheinland.

Allerdings seien die Kopfnoten dafür ein "ungeeignetes" Mittel. Es sei nicht mit dem christlichen Menschenbild vereinbar, das Arbeits- und Sozialverhalten in solchen Noten zu messen. Auch bei der katholischen Kirche gibt es Vorbehalte gegen das Instrument.

Die evangelische Kirche will an Text-Rückmeldungen auf den Zeugnissen festhalten. Sie sieht sich dabei auf der rechtlich sicheren Seite und verweist auf die sogenannten Privatschul-Freiheiten. Das sieht das nordrhein-westfälische Schulministerium allerdings anders.

Das Ministerium bestehe "unverändert" darauf, dass auch an den kirchlichen Schulen Kopfnoten vergeben werden müssten, sagte ein Behördensprecher gestern unserer Zeitung. Allerdings: Das Ministerium wird vorerst keine rechtlichen Schritte gegen die sechs evangelischen Schulen im Rheinland einleiten, die keine Kopfnoten an ihre Schüler vergeben. Insgesamt - so der Sprecher weiter - gebe es rund 270 kirchliche Schulen im Land. Auch an allen katholischen Schulen werden die Noten vergeben.

Der Streit schwelt derweil weiter. "Es gibt Gespräche", heißt es im Ministerium. Katholische und evangelische Kirche haben gemeinsam ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, das im Dezember vorliegen soll. Und auch das Ministerium will die Sache rechtlich prüfen lassen. Auf Basis dieser Studien solle dann eine Lösung erreicht werden, so der Ministeriumssprecher.

In der schwarz-gelben Koalition ist derweil bereits Bewegung in das Thema gekommen. Die FDP plädiert seit längerem dafür, die Zahl der Kopfnoten von derzeit sechs auf dann zwei bis drei zu verringern. Die CDU-Fraktion dagegen will eine Überprüfung des Ministeriums "ergebnisoffen" abwarten.