Zum Monatsende wird es wieder eng
Angelika Reimers (39) aus Düsseldorf ist alleinerziehende Mutter und lebt mit ihren drei Kindern von Hartz IV und Kindergeld.
Düsseldorf. Üppig fallen die Geburtstagsgeschenke für den kleinen Chris nicht aus. Am Donnerstag wird der jüngste Sohn von Angelika Reimers (39) drei Jahre alt. Ein kleines Plastikspielzeug kann Chris auspacken, und einen selbst gebackenen Geburtstagskuchen gibt es auch.
"Mehr ist nicht drin", sagt Reimers. Ein Satz, den sie in den vergangenen Jahren häufig sagen musste. Viel ist nicht drin, wenn man drei Kinder allein groß zieht und dabei auf Geld vom Staat angewiesen ist.
Dass die Familie aus dem Düsseldorfer Stadtteil Eller keine großen Sprünge machen kann, ahnt zumindest der jüngste Sohn noch nicht. Die anderen beiden Kinder von Reimers, eine 15-jährige Tochter und der 18-jährige Sohn, bekommen jeden Tag mit, wie es ist, mit wenig Geld auszukommen.
"Besonders für meine Tochter ist das sehr schwer", sagt Reimers. Häufig sei ihre finanzielle Situation Grund für Streit. "Neulich konnte ich ihr nicht mal zwei Euro extra geben."
Ein durchschnittlicher Monat ist für Familie Reimers dreigeteilt. Bis zum 10. reicht das Geld von der Arge. Angelika Reimers bekommt die Miete für ihre Wohnung (750 Euro) bezahlt und jeden Monat 244 Euro überwiesen. Anschließend leben die vier Personen von 558 Euro Kindergeld.
Vom Amt gibt es zusätzlich 133 Euro für Chris - Unterhaltsvorkasse vom Amt. Die beiden Väter der Kinder zahlen trotz zahlreicher Aufforderungen und amtlicher Entscheidungen nichts. Ist das Kindergeld auch verbraucht, wird es eng bis Ultimo. "Dann leben wir von der Hand in den Mund."
Eng wird es fast immer. Der Älteste hilft mit, seit er eine Schreinerlehre begonnen hat - 100 von 358 Euro gibt er zu Hause ab. Dafür wird sein Kindergeld gekürzt. Manchmal sei Geld so knapp, dass es nicht mal reicht, um die Telefonrechnung zu bezahlen, erzählt Reimers.
Von den 270 Euro Nachzahlung für die Heizung gar nicht erst zu reden. "Ich habe keine Ahnung, wie ich das bezahlen soll." Beim vorigen Mal ist die Kirchengemeinde eingesprungen. Gelegentlich hilft Reimers’ Schwester aus und steckt ihr und den Kindern etwas zu.
Über die aktuelle Hartz-IV-Debatte schüttelt Reimers den Kopf. "Was sind denn fünf Euro mehr?", fragt sie. "Wenn ich jetzt schon acht Euro mehr für die Krankenkasse bezahlen muss." Da klingt keine Resignation mit, sondern Ernüchterung.
Reimers kennt sich gut aus mit Sonderangeboten und weiß, wo Schnäppchen zu holen sind. Notfalls läuft sie zu Fuß durch die halbe Stadt. Das Geld für die Straßenbahn spart sie. Bei der Tafel holt sie sich montags kostenlos Lebensmittel.
Angelika Reimers jammert nicht über ihre Lage, in die sie nach der Trennung von ihrem Mann geraten ist. "Ich will da raus kommen." Sie schiebt fast trotzig hinterher: "Und ich werde da raus kommen." Chris geht seit kurzem in die Ganztagskita, und Reimers möchte gern wieder als Büroassistentin arbeiten.
"Ich würde aber auch jeden anderen Job machen. Alles ist besser, als um Geld betteln zu müssen." Das ist das Einzige, was sie wütend macht. "Bei der Arge fühle ich mich häufig wie eine Bittstellerin. Das ist so entwürdigend."