Lauer Wahlkampf – nur die Bayernpartei fällt auf

Die Separatisten provozieren jenseits des Freistaats mit selbstironischen Plakaten.

Berlin. Wenn am Sonntag die Bürger zur Urne gerufen werden, geht ein lustloser Wahlkampf zu Ende. Die Parteien führten ihn gebremst und nicht mit letztem Einsatz. Beispiel SPD: Sie gab lediglich zehn Millionen Euro aus. Wenn die Sozialdemokraten vor der Bundestagswahl die Werbetrommel schlagen, werden sie fast drei Mal so viel in die Hand nehmen.

Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet eine skurrile Splittergruppe aus dem drögen Kampagnen-Allerlei der zur Europawahl angemeldeten Parteien hervorsticht. So sorgt die Bayernpartei mit provokativen Slogans für gehöriges Aufsehen - und zwar abseits der bayrischen Heimat.

Dort sprechen die Separatisten, die zur Europawahl auch nördlich des Weißwurst-Äquators antreten, die Bürger mit unorthodoxen Wahlplakaten an. Deren Slogan lautet: "Wollt ihr nicht auch die Bayern loswerden? Dann wählt die Bayernpartei." Ein Link verweist auf den Internet-Auftritt - der heißt www.bayern-loswerden.de.

Dort wird das Wahlprogramm näher erläutert: die Errichtung eines von der Bundesrepublik unabhängigen Bayern. Zu lesen ist dann ein selbstironisches Pamphlet gegen den "arroganten, seltsamen Freistaat im Süden": "Mal ehrlich, nervt Bayern uns nicht alle?" Dann wird gegen den Dialekt gewettert ("geistloses Gebrabbel") oder gegen die Landschaft ("sinnlose Berge").

Da reiben sich Menschen aus Köln, dem Ruhrgebiet oder Berlin verwundert die Augen. Doch auch wenn sie eine tiefe Abneigung gegen dieses "Bergvolk" (O-Ton Bayernpartei) hegen sollten: Ob sie ihr Häkchen bei der Bayernpartei machen, ist fraglich. Bei der Europawahl 1994 etwa erzielte die Partei außerhalb Bayerns gerade mal Ergebnisse zwischen 0,1 und 0,3 Prozent.

Zur Europawahl sind 64,3 Millionen Bundesbürger aufgerufen. In sieben Ländern finden auch Kommunalwahlen statt. Das könnte helfen, die Wahlbeteiligung - das große Rätsel - zu erhöhen. 43 Prozent waren 2004 ein Minusrekord. Dieser Wahlsonntag, stöhnen sie in allen Parteizentralen, sei "superschwer auszurechnen".

Der Wahlkampf hatte drei Gesichter: Angela Merkel (CDU), Silvana Koch-Mehrin (FDP) und Martin Schulz (SPD). Es war der laue Versuch einer Personalisierung. SPD-Chef Franz Müntefering hielt am Freitag und Donnerstag noch einmal in Hamburg, Berlin, Dortmund und Mönchengladbach Reden. Es ist die Besinnung darauf, dass im Wahlkampf auch das Wörtchen Kampf steckt.