Libyen: Gaddafi wettert gegen die „Kreuzfahrer“
Erstmals seit Beginn des Luftkriegs tritt der Diktator wieder in der Öffentlichkeit auf.
Tripolis. Der Diktator meldet sich zurück. Erstmals seit Beginn des Luftkriegs gegen das libysche Militär tritt Muammar al-Gaddafi wieder in der Hauptstadt Tripolis in der Öffentlichkeit auf.
Spät in der Nacht zu Mittwoch steht er in der Ruine jenes Gebäudes seiner gigantischen Militärfestung Bab al-Azizia, das drei Tage zuvor von einem westlichen Marschflugkörper getroffen und zerstört worden war. Er schreit wie üblich Hassparolen gegen die angreifenden „Kreuzfahrer“ ins Mikrofon und bekräftigt: „Wir werden siegen.“
Zum Abschluss der gespenstischen Gaddafi-Vorstellung, die vom libyschen Staatsfernsehen live übertragen wird, brüllt er: „Ich habe keine Angst vor den Flugzeugen, die dunkle Zerstörung herabwerfen. Ich bin zäh. Ich wohne hier in meinem Zelt.“ Eine kleine Schar handverlesener Anhänger jubelt dem „Bruder Führer“ zu, der offenbar mit seinem Auftritt Spekulationen begegnen will, dass er sich angesichts näher rückender Raketeneinschläge schon abgesetzt habe.
US-Außenministerin Hillary Clinton streut in der gleichen Nacht die Information, dass Gaddafi nach einem möglichen Exilort Ausschau halte. „Wir haben das von Leuten aus seinem Umfeld gehört“, sagt sie. Demzufolge sondieren im Hintergrund libysche Unterhändler rund um den Globus, wo ihr „Revolutionsführer“ notfalls Unterschlupf finden könnte.
am Mittwoch Morgen erwacht Tripolis dann mit neuen Bombeneinschlägen. Im Westen der Stadt sei eine Militärbasis angegriffen worden, hieß es. Westliche Journalisten durften jene Marinebasis in einem Vorort der Hauptstadt in Augenschein nehmen, wo am Vortag Tomahawk-Raketen einschlugen. Rauch steigt noch über den Trümmern einer großen Halle auf. Man sieht drei Krater, wo die Geschosse einschlugen. Daneben die Gerippe von ausgebrannten Militärfahrzeugen und Raketenwerfern.