Lockerbie-Terrorist frei: Welche Rolle spielte BP ?

Analyse: Für Geschäfte in Libyen soll der Konzern die britische Regierung unter Druck gesetzt haben.

Washington. Der Ölfluss ist kaum gestoppt, da gerät BP erneut in dieKritik. US-Senatoren erheben schwere Vorwürfe gegen den Energiekonzern:Er soll die Finger im Spiel gehabt haben, als Großbritannien denlibyschen Lockerbie-Attentäter Abdel Basset al-Megrahi aus der Haft indessen Heimat entließ. Ziel der Lobbyarbeit soll gewesen sein, einmilliardenschweres Ölgeschäft mit Libyen zu sichern. MehrereUS-Senatoren haben eine Anhörung zum Thema im US-Senat durchgesetzt. BPverteidigt sich, und London springt erneut für den Konzern in dieBresche.

Die Senatoren sind empört, US-Medien sind empört, die Stimmung istaufgeheizt. Es dürfe BP nicht erlaubt werden, "mit einem Deal aufKosten von Terrorismusopfern Profit zu machen", schimpft SenatorCharles Schumacher. Andere meinen, "kommerzielle Interessen solltenniemals Vorrang vor der Gerechtigkeit für Terrorismusopfer haben".Schon wird in Washington erwogen, Minister der britischen Ex-Regierungvor den Ausschuss zu laden. Die Affäre könnte den ersten Besuch desbritischen Premiers David Cameron morgen in Washington überschatten.

"Es gibt keinerlei Beweise, die die Vorwürfe untermauern, BP sei indie Entscheidung Schottlands über die Freilassung von Al-Megrahiverwickelt gewesen", heißt es in einem Brief des britischenAußenministers William Hague an seine US-Kollegin Hillary Clinton. Esgebe auch keine Hinweise, dass die schottische Führung den Attentäterfreigelassen habe, um ein Ölgeschäft von BP mit Libyen zu sichern.

Al-Megrahi war vor rund einem Jahr begnadigt worden. Ärzte hattenihm attestiert, wegen einer Krebserkrankung habe er nur noch dreiMonate zu leben. Schottland ließ ihn frei. Die Entscheidung über dieRückkehr in die Heimat fällte dann die britische Regierung. Sie löstevor allem in den USA Empörung aus. Großbritanniens damaligesozialdemokratische Regierung einigte sich mit Libyen 2007 auf dieÜbergabe al-Megrahis - kurz darauf sicherte sich BP einen Millionendealfür die Suche nach Öl in dem nordafrikanischen Land.

BP gab in der vergangenen Woche zu, die britische Regierung auf"mögliche negative Auswirkungen auf die Wirtschaftsinteressen" desLandes hingewiesen zu haben, sollte die Freilassung Al-Megrahis zulangsam voran gehen. Der Konzern besteht aber darauf, keinerleiGespräche mit den Verantwortlichen in London oder Edinburgh überAl-Megrahi direkt geführt zu haben.