Mehr als 140 Tote in chinesischer Unruheprovinz

Der Konflikt zwischen den Uiguren und der Staatsmacht eskaliert. 800 Verletzte nach Straßenschlachten.

Peking. Weniger als eineinhalb Jahre nach den blutigen Unruhen in Tibet sind die chinesischen Sicherheitskräfte erneut brutal gegen eine nationale Minderheit vorgegangen. Bei Zusammenstößen zwischen muslimischen Uiguren und Sicherheitskräften in der Provinz Xinjiang wurden mindestens 140 Menschen getötet.

Der Weltverband der Uiguren sprach von mehr als 200 Toten. Die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete, dass es bei den Ausschreitungen in der Provinzhauptstadt Urumqi zudem mehr als 800Verletzte gegeben habe. Die Uiguren fordern von der Zentralregierung mehr Rechte.

Die chinesischen Behörden machten den in den USA sitzenden Weltkongress der Uiguren für die Unruhen verantwortlich. Der Weltkongress seinerseits berichtete, es gebe Zeugenaussagen, wonach Dutzende Uiguren von der Polizei erschossen oder zu Tode geprügelt wurden.

Von unabhängiger Seite konnten die Berichte nicht bestätigt werden, auch weil praktisch alle Internetverbindungen in die an Pakistan und Afghanistan grenzende Region gekappt wurden. Die Behörden verhängten nach unbestätigten Berichten in der Region eine Ausgangssperre, nachdem im Internet Aufrufe zu weiteren Protesten erschienen waren.

Hunderte Demonstranten wurden festgenommen, darunter "zehn Rädelsführer", wie ein Polizeisprecher sagte. Etwa 90 Unruhestifter würden noch gesucht. An den Protesten sollen sich rund 3000 Menschen beteiligt haben. Im chinesischen Staatsfernsehen war zu sehen, wie Demonstranten ein Polizeiauto umwarfen. Andere Autos lagen brennend auf dem Dach. Am Montag patrouillierte ein starkes Polizeiaufgebot in den Straßen.

Nach ersten Erkenntnissen hatten die Proteste am Sonntagabend begonnen, als zahlreiche Uiguren auf die Straße gingen, um von der Regierung die Aufklärung des Todes zweier uigurischer Fabrikarbeiter im Juni zu verlangen. Am 25. Juni waren Uiguren in einer Spielzeugfabrik in Shaoguan in Südchina angegriffen worden. Ausgelöst wurden die Übergriffe durch Gerüchte, dass Angehörige der muslimischen Minderheit zwei Chinesinnen vergewaltigt haben sollen.