Moralische Fallstricke
Kritiker der Forschung mit embryonalen Stammzellen feiern das Urteil des Europäischen Gerichtshofs als Sieg. Für Stammzell-Forschung, der Embryonen zum Opfer fallen, kann es kein Patent geben.
Richtig so, sagt Greenpeace, mit der Zerstörung von Menschen, egal in welchem Entwicklungsstadium, dürfe die Forschung kein Geld verdienen. Das klingt überzeugend — doch leider ist alles viel komplizierter. Die Grundsatzfragen zum Umgang mit möglichem Leben nämlich sind kaum lupenrein zu beantworten.
Denn wer die Vernichtung von Zellen ablehnt, aus denen ein Mensch werden könnte, der kann nicht für Abtreibung sein. Auch nicht für die Pille danach — und im Grunde nicht einmal für die normale Pille.
Auch hier werden möglicherweise lebensfähige Zellbündel vernichtet. Genauso wie bei der künstlichen Befruchtung, bei der mehr Eizellen befruchtet als am Ende eingepflanzt werden.
Und sollte eines Tages ein außerhalb der EU entwickeltes Medikament gegen Parkinson oder Multiple Sklerose hier auf den Markt kommen, dürfte ein Kritiker es nicht nehmen, wenn dabei mögliches Leben vernichtet wurde. Man kann dies alles mit guten Gründen und reinem Gewissen ablehnen. Doch man sollte sich dabei der moralischen Fallstricke bewusst sein.