Moscheen-Tour: „Wir dulden Sie nicht nur, wir brauchen Sie“

SPD-Chef Sigmar Gabriel besucht muslimische Gotteshäuser im Ruhrgebiet.

Gelsenkirchen. Sigmar Gabriel ist erstaunlich bewandert im Thema Koran. Sei es auch nur, um einen Witz machen zu können. Und so legt der SPD-Vorsitzende los: "In Sure 17 hat Mohammed eine Erweckung durch den Erzengel Gabriel. Deshalb weiß ich das." Seine Gastgeber in der Buer Merkez Moschee in Gelsenkirchen lächeln. Vielleicht aus Anstand, vielleicht als Zeichen der kulturellen Verständigung. Wer weiß das schon genau.

Gabriel ist an diesem Tag zu Gast im Ruhrgebiet, wo er mit einem Tross von SPD-Politikern, Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens wie der Schauspielerin Renan Demirkan und Rockmusiker Peter Maffay Moscheen besucht. Die Tour ist eine Antwort auf geplante Demonstrationen der rechtspopulistischen Gruppierung "Pro NRW" vor islamischen Gotteshäusern im Ruhrgebiet.

"Wir wollen ein Zeichen setzen, dass solche Typen bei uns keine Chance haben", sagt Gabriel. Die passende Antwort auf diese Provokation sieht der ehemalige Bundesumweltminister in einer regen Wahlbeteiligung: "Die haben nur dann Erfolg, wenn wenige zur Wahl gehen." Türken und andere Ausländer in Deutschland seien ein notwendiger Bestandteil der deutschen Gesellschaft: "Wir dulden Sie nicht nur, wir brauchen Sie."

Weil das so ist, hat Gabriel einige handfeste Botschaften für die mitreisende Presse im Gepäck. Eine davon ist die Forderung nach einem allgemeinen Wahlrecht für Ausländer.

Auch die flächendeckende Einführung von Türkisch als zweite Fremdsprache kann sich der SPD-Chef gut vorstellen: "Wir brauchen keine türkischen Gymnasien, aber mehr türkischen Fremdsprachenunterricht an deutschen Schulen." Das verbessere einerseits die Zukunftschancen der Schüler, andererseits gewinne die Türkei als Wirtschaftspartner immer mehr an Bedeutung.

Trotz des näherrückenden Termins der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen will Gabriel die Reise nicht als Wahlkampfauftritt verstanden wissen. "Es geht nicht nach dem Motto: Kommt vorbei, macht ein paar Bilder, und geht wieder." Zu wesentlich mehr bleibt im dicht gedrängten Terminkalender freilich nur selten Zeit. Zur inhaltlichen Vertiefung des Themas plant die SPD Ende April einen Kongress.

Umso mehr weiß Gabriel daher die Flexibilität seiner Gastgeber zu schätzen: Als ihn einige Jugendliche mit einer türkischen Flagge in der Hand begrüßen, fragt Gabriel, wo denn die Deutsche geblieben sei. Gesagt, getan: Nur wenige Augenblicke später ist auch eine deutsche Fahne besorgt. "Da kann ich für den Wahlkampf noch was lernen", lacht Gabriel. Also doch.