Nazi-Netzwerk hinter Gittern
Gefangener in Hessen suchte Kontakt zur mutmaßlichen Terroristin Zschäpe, als sie in Köln in Untersuchungshaft saß.
Wiesbaden/Düsseldorf. Ein neues rechtes Netzwerk in Gefängnissen hat nach Angaben der hessischen Justiz auch Kontakt zu der mutmaßlichen Terroristin des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU), Beate Zschäpe, gesucht. Ihre Anschrift in der Justizvollzugsanstalt Köln-Ossendorf stand auf einer Liste, die in der Zelle eines Neonazis im Gefängnis Hünfeld in Hessen gefunden wurde. Das berichtete der hessische Justizminister Jörg-Uwe Hahn (FDP) am Mittwoch in Wiesbaden.
Nach Angaben des NRW-Justizministeriums gibt es jedoch keine Hinweise darauf, dass Zschäpe tatsächlich kontaktiert wurde. „Uns liegen darüber keine Erkenntnisse vor“, sagte Ministeriumssprecher Peter Marchlewski.
Zschäpe saß rund ein Jahr in Köln-Ossendorf in Untersuchungshaft, bevor sie zu Jahresbeginn nach München-Stadelheim verlegt wurde. In München steht sie ab dem 17. April vor Gericht. Die Terrorgruppe NSU soll zehn Menschen getötet haben.
Zschäpes Post wurde zunächst vom Ermittlungsrichter, dann von der Gefängnisleitung kontrolliert.
Bei dem Neonazi in Hessen handelt es sich um einen mehrfach verurteilten Straftäter aus Kassel. Der 38-Jährige gelte als eine, wenn nicht die zentrale Figur des aufgedeckten Gefängnis-Netzwerks. Er hatte offenbar Kontakte in drei bayrische Gefängnisse geknüpft, wie am Mittwoch bekannt wurde. Laut Behörden aber nicht ins Gefängnis Stadelheim, wo Zschäpe einsitzt.
Als Kontakt hatte der Häftling in einer Anzeige auch die Justizvollzugsanstalt Gelsenkirchen genannt. „Auch hier haben wir keine Hinweise auf verdächtige Schriftwechsel“, so Marchlewski.
Der 38-Jährige aus Hessen soll nach dem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ bereits bei früheren NSU-Ermittlungen eine Rolle gespielt haben. Er habe im Dezember 2011 — kurz nach dem Auffliegen der NSU-Terrorzelle — angeboten, „Informationen über diverse Netzwerke“ zu beschaffen. Er will 2006 auch die beiden NSU-Terroristen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt in Kassel getroffen haben. Dem NSU wird unter anderem zur Last gelegt, im selben Jahr einen türkischstämmigen Mann in Kassel ermordet zu haben. dpa/fu