Razzia im Morgengrauen bei Wulffs Ex-Sprecher Glaeseker
Beamte durchsuchen in Hannover das Haus von Olaf Glaeseker, dem Ex-Sprecher des Bundespräsidenten.
Hannover. Razzia im Morgengrauen: Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft Hannover durchsuchten am Donnerstag das Haus von Olaf Glaeseker (50), früherer Sprecher von Bundespräsident Christian Wulff.
Der Verdacht gegen den „Präsidentenflüsterer“, wie er bis heute in Hannover gerne genannt wird: Bestechlichkeit. Es geht offenbar um drei Urlaubsreisen auf Kosten des Veranstaltungsmanagers Manfred Schmidt.
Zeitgleich beschlagnahmen Ermittler auch Computer, Akten und Unterlagen aus den Privat- und Geschäftsräumen Schmidts in Berlin und der Schweiz.
Schmidt hatte in Wulffs siebenjähriger Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident (2003 bis 2010) enge Kontakte zur Staatskanzlei in Hannover und unter anderem das Wirtschaftstreffen von Niedersachsen und Baden-Württemberg, den Nord-Süd-Dialog, organisiert. Um genau diese Unterlagen und Aufzeichnungen geht es.
Das Präsidialamt nahm mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen keine Stellung.
Die Vorwürfe gegen Glaeseker treffen nicht den Kern der Affäre Wulff. Dort geht es um seinen Privatkredit für das Haus im nahen Burgwedel, auch um kostenlose Urlaube, und insgesamt sicher auch um die Nähe zu Unternehmern und Geschäftsleuten. Der Kontakt zum Partymanager Schmidt gehört auch dazu. Aber ermittelt wird gegen Glaeseker, nicht gegen Wulff.
Glaeseker selbst schien seit seiner Entlassung aus dem Bundespräsidialamt kurz vor Weihnachten wie vom Erdboden verschluckt. Der langjährige Freund und Weggefährte Wulffs antwortet weder auf SMS, noch reagiert er auf Anrufe.
Nach der morgendlichen Durchsuchung ist am Nachmittag in der kleinen Seitenstraße im Städtchen Wunstorf bei Hannover, in der Glaesekers unscheinbares weißes Haus steht, wieder Ruhe eingekehrt. Nur vereinzelt suchen Fotografen und Kamerateams nach Motiven.
Im Keller brennt in einem Raum hinter den vergitterten Fenstern noch Licht. Die Nachbarn bleiben meist in ihren Häusern — wer auf der Straße unterwegs ist, will nichts sagen.
Mit einigen Stunden Verzögerung erreicht die Neuigkeit auch die rund 25 Kilometer entfernte Landeshauptstadt Hannover. Hier hat Glaeseker mehr als zwölf Jahre mit seinem langjährigen Freund Wulff gearbeitet, hat maßgeblich an dessen Wahlsiegen mitgewirkt und hinter den Kulissen organisiert und wichtige Strippen gezogen.