Regensburger Bischof als Wächter über Dogma und Doktrin

Papst Benedikt XVI. macht Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Glaubenskongregation.

Rom. Das wollte Papst Benedikt XVI. geregelt haben, 24 Stunden vor Beginn seines Sommerurlaubs in Castel Gandolfo: Schon länger hatte sich der Aufstieg abgezeichnet, jetzt ist der Wechsel von Gerhard Ludwig Müller perfekt.

Der 64-jährige bisherige Bischof von Regensburg übernimmt als Präfekt die Glaubenskongregation — das Amt also, das Joseph Ratzinger selbst gut zwei Jahrzehnte lang ausübte und das ihm den Ruf als „Panzerkardinal“ einbrachte.

In Rom ist man gespannt, wie sich der aus der Nähe von Mainz stammende Müller als Nachfolger des Amerikaners William Levada machen wird und ob der deutsche Papst damit seine Hausmacht stärkt.

Die baldige Ernennung zum Kardinal vor Augen, übernimmt Müller sämtliche Aufgaben, die der 76-jährige Amerikaner ausgeübt hatte. Bereits zum Erzbischof erhoben, leitet Müller künftig auch die Bibelkommission des Pontifex und die Internationale Theologenkommission.

Vor allem aber wird er Präsident der von Papst Johannes Paul II. eingerichteten Kommission Ecclesia Dei, die sich mit den erzkonservativen Piusbrüdern um den Holocaustleugner Richard Williamson beschäftigt. Die Versöhnungsverhandlungen zwischen dem Vatikan und den Piusbrüdern waren just vor Müllers Ernennung ins Stocken geraten.

In Deutschland von manchen als konservativer Hardliner verschrien, hat das katholische Rom durchaus Müllers zurückhaltende Haltung zu der Piusbruderschaft zur Kenntnis genommen. Wie wird sich dies auf die Auseinandersetzung um eine Wiederannäherung auswirken, der Benedikt XVI. doch mit einem ersten Schritt den Weg ebnen wollte?

Der bisherige Bischof aus der Oberpfalz, der im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal eine „Kampagne gegen die Kirche“ kritisiert hatte, dürfte von den Vatikanisten in Rom genau beobachtet werden.

Kritisch meint bereits „La Repubblica“, der bayerische Papst habe jetzt „eine deutschsprachige Fünfte Kolonne“ parat, und zählt neben den deutschen Kardinälen den Wiener Erzbischof Christoph Schönborn und den Schweizer Präsidenten des päpstlichen Rates für die Einheit der Kirche, Kurt Koch, mit dazu. Ein bemerkenswerter Schachzug ist die Beförderung Müllers in jedem Fall. Was er bringt, muss sich wie bei jedem neuen Minister erst zeigen.