Republik Zypern vor Schicksalswahl

Mitten in der Finanzkrise wählt das Land einen neuen Präsidenten. Die EU hofft auf Impulse.

Nikosia. Europa schaut am Samstag auf die kleine Republik Zypern. Der finanziell schwer angeschlagene Inselstaat kämpft ums Überleben. Das Geld in den Staatskassen reicht bis Ende März. Mitten in den Verhandlungen über mögliche Finanzhilfen sind in dem Euro-Mitgliedsland eine halbe Million Bürger aufgerufen, einen neuen Staatspräsidenten zu wählen. Der neue Mann an der Spitze muss schnell den Gordischen Knoten durchschlagen. Der Inselstaat braucht dringend 17,5 Milliarden Euro, was der Wirtschaftsleistung eines Jahres entspricht.

Schafft es die Insel nicht, ihre Probleme in den Griff zu bekommen, könnte sie gezwungen sein, als erster EU-Staat das Euroland zu verlassen. Die EU ist bereit zu helfen, aber nicht ohne Prüfung. Es soll in erster Linie kontrolliert werden — darauf besteht vor allem Berlin —, was mit dem russischen Geld auf der Insel passiert. Hartnäckig halten sich Gerüchte, korrupte russische Beamte und Oligarchen würden knapp 20 Milliarden Euro auf Bankkonten der Mittelmeerinsel lagern.

Üblicherweise wird ein Wechsel an der Staatsspitze mitten in der Finanzkrise als wenig hilfreich eingeschätzt. Zumal Zypern ein Präsidialsystem hat. Doch der scheidende Präsident Dimitris Christofias gilt als gescheitert. Er tritt nicht mehr an. Um seine Nachfolge bewerben sich elf Politiker. Sollte im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit erreichen, gibt es am 24. Februar eine Stichwahl.

Chancen können sich nur drei Kandidaten ausrechnen. Als großer Favorit gilt der konservative Politiker Nikos Anastasiades. Umfragen zufolge könnte er in der ersten Runde auf mehr als 40 Prozent der Stimmen kommen. Der 66 Jahre alte, pro-europäische Politiker will für Zypern einen „Neustart“. Den könne es nur mit Hilfe der EU geben. Zypern hat in den vergangenen Jahren zwar auf Druck der EU seine Gesetzgebung verschärft. Brüssel moniert aber, dass die Kontrollen zu lasch seien.

Zwei seiner Gegenkandidaten liefern sich nach Umfragen ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Einzug in eine mögliche Stichwahl. Es sind der linke Politiker Stavros Malas und der Vertreter der politischen Mitte, Giorgos Lillikas. Sie kommen in Umfragen jeweils auf rund 20 Prozent.

Die Krise in Griechenland hatte auch Zyperns Banken schwer in Mitleidenschaft gezogen. Die Geldinstitute sind eng mit dem griechischen Bankensystem verbunden und wurden in den Strudel der Griechenland-Krise gerissen. Präsident Christofias habe nichts dagegen unternommen, werfen ihm viele Zyprioten vor.