Risiko Geisterfahrer: 80 schwere Unfälle pro Jahr

Forscher der Universität Wuppertal: Bei jeder zweiten Karambolage gibt es Verletzte, bei jeder sechsten Tote.

Wuppertal. Es ist eine Horrorvorstellung: Plötzlich taucht ein Geisterfahrer auf, und die Situation auf der Autobahn wird in Sekundenschnelle brenzlig. Über Maßnahmen für eine bessere Vorbeugung wird schon seit längerem diskutiert. Nun liefert eine Studie der Universität Wuppertal im Auftrag der Bundesregierung mehr Informationen über die Gefahren.

Ein Massenphänomen sind sie nicht. Im Autofahrerland Deutschland (43 Millionen zugelassene Pkw) gibt es jedes Jahr rund 1800 Warnungen vor Geisterfahrern im Verkehrsfunk der Radiosender. Die Wuppertaler Forscher sollten ermitteln, wie viele gefährliche Falschfahrten es gibt. Das Ergebnis: Jährlich 75 bis 80 Unfälle gehen auf das Konto von Geisterfahrern. Das sind 0,05 Prozent aller Autobahn-Unfälle — aber oft mit schlimmen Auswirkungen.

„Die Unfallfolgen sind vergleichsweise schwerwiegend“, ergab die Studie. Etwa jede zweite Falschfahrer-Karambolage endet mit Verletzten, bei jeder sechsten kommt ein Mensch ums Leben. Die Unfallstellen verteilen sich dabei über das knapp 13 000 Kilometer lange Autobahn-Netz. Ihren Anfang nehmen Geisterfahrten meist durch falsches Auffahren an Anschlussstellen oder Rastplätzen, wie die Forscher nach 300 gemeldeten Fällen herausfanden. Viele Falschfahrer wenden auch plötzlich auf der Autobahn.

Die Wissenschaftler werteten Informationen zu 356 Fällen aus: 31 Prozent der Geisterfahrer waren älter als 65, gefolgt von jüngeren Autofahrern zwischen 18 und 35 Jahren (14 Prozent). Dabei wurden Senioren überwiegend tagsüber auffällig, Jüngere nachts. An Wochenenden und Feiertagen werden bis zu zweimal mehr Falschfahrer gemeldet als werktags. Besonders hoch ist das Risiko demnach in der Nacht von Samstag zu Sonntag.