Seehofer inszeniert ein Ein-Personen-Stück
Bayerns Regierungschef denkt über seine Kandidatur nach. Sieben Gründe, warum er antritt.
München. Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) will über seine Zukunft nachdenken: Er will seinen Arzt konsultieren, seine Familie befragen, um dann im September bekanntzugeben, ob er CSU-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2013 wird. Die Reaktionen in CSU-Vorstand und Kabinett: Erheiterung und Tadel. Denn für die Parteifreunde ist klar, dass Seehofer sich im neuesten Ein-Personen-Stück nur zum Schein ein wenig ziert. Es gibt mindestens sieben Gründe, warum Seehofer CSU-Spitzenkandidat wird und werden muss, die von seinen Kollegen in unterschiedlicher Gewichtung aufgezählt werden.
„Das ist doch sowieso keine Frage“, meint ein Kabinettsmitglied. „Er ist Ministerpräsident, und der Ministerpräsident kandidiert.“
Seehofer wolle, und er wolle unbedingt, sagt einer der Befragten.
Die CSU hat ohnehin keine Alternative, und sogar die Seehofer-Skeptiker und Seehofer-Gegner seien sich einig, dass er antreten müsse, sagt der CSU-Vorstand.
Seehofer will nach Überzeugung seiner Vorstandskollegen ins CSU-Geschichtsbuch eingehen. Als Ministerpräsident, der sich nie einer Wahl gestellt hat, würde Seehofer dagegen höchstens als Fußnote ins Geschichtsbuch eingehen — als Hasenfußnote.
Der CSU-Vorsitz ist Seehofers Lebenstraum. Und CSU-Chef könnte er nicht bleiben, wenn er als Ministerpräsident kneift.
Horst Seehofer hat in den vergangenen Jahren mehrfach angedeutet, dass er es als historischen Auftrag sieht, seine Partei wieder zu alter Stärke zurückzuführen.
Seehofer hat vor CSU-Kollegen viele Male bekundet, seine Amtszeit werde noch viel länger dauern, als alle glaubten.
Warum also tut Seehofer so, als stünde seine Spitzenkandidatur zur Disposition? Sein Kalkül: Die Bürger wollten keinen Dauerwahlkampf. Den will Seehofer der SPD und ihrem Spitzenkandidaten Christian Ude überlassen. Der CSU-Chef stellt sich offensichtlich eher vor, noch für einige Monate mit staatsmännisch festem Blick den bayerischen Regierungsdampfer durch stürmische Seen zu lenken, während die Konkurrenz schon die schaukelnden Wahlkampfboote zu Wasser gelassen hat.