Steht die Plastiktüte in Deutschland vor dem Aus?

Das Umweltministeriumberät über ein Verbot. Die Grünen fordern als ersten Schritt eine Zusatzabgabe.

Düsseldorf. Menschen, die mit Bündeln von Plastiktüten durch die Straßen eilen — im Weihnachtsgeschäft ist das ein klassisches Bild. Doch es könnte bald der Vergangenheit angehören. „Ein Verbot von Tüten auf Erdöl-Basis ist im Gespräch“, heißt es auf Nachfrage aus dem Bundesumweltministerium.

Zuvor hatte ein Parteitagsbeschluss der Grünen die Debatte um ein generelles Plastiktüten-Verbot angeheizt. „Tüten auf Basis von fossilen Rohstoffen, die unter natürlichen Bedingungen nicht biologisch abbaubar sind, müssen aus dem Verkehr gezogen werden“, heißt es darin. In einem ersten Schritt schlagen die Grünen eine Umweltabgabe in Höhe von 22 Cent pro Tüte vor.

Die EU hat die Tüten ebenfalls im Visier und will alle Möglichkeiten bis hin zu einem Verbot prüfen. Denn die Beutel würden nur wenige Minuten benutzt, belasteten danach aber jahrzehntelang die Natur, sagte Umweltkommissar Janez Potocnik. Die Vereinten Nationen warnen, dass Plastikmüll inzwischen 80 Prozent der Meeresverschmutzung ausmacht.

In Ländern wie Frankreich, Italien und Indien sind Plastiktüten aus fossilen Rohstoffen bereits verboten, in Irland sind sie mit einer Zusatzsteuer von 15 Cent belegt.

Der deutsche Handel hat sich gegen mögliche Eingriffe schon in Stellung gebracht. „Deutsche Verbraucher sind Weltmeister im umweltbewussten Plastiktüten-Verbrauch“, heißt es beim Handelsverband Deutschland. Bundesbürger benutzten im Durchschnitt 65 Taschen pro Jahr, europaweit seien es mehr als 300.