Studie: Männer setzen zuerst auf die Familie
Generation Papa: Für die meisten berufstätigen Männer sind Frau und Kinder das Wichtigste, erst an an zweiter Stelle kommt der Job.
Berlin. Erst der Job, dann die Familie? Diese Reihenfolge ist bei den meisten Männern in Deutschland nicht mehr aktuell - im Gegenteil. Nach einer neuen Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach ist die Familie für Männer mit Abstand das Wichtigste im Leben. Erst an zweiter Stelle kommt der Job, an dritter kommen die Freunde.
Auch die Mehrheit der Bevölkerung findet, dass sich Väter heute intensiver um ihren Nachwuchs kümmern als früher, und begrüßt diesen Wandel. "Bei den Vätern ist erkennbar etwas in Bewegung geraten", konstatiert Renate Köcher, die Chefin des Allensbacher Instituts.
Das freut vor allem Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen (CDU), die prominenteste Kämpferin für ein modernes Rollenverständnis von Mann und Frau. Sie spricht, leise triumphierend, von einem "messbaren Stimmungswandel".
Die Ministerin kündigte die Ausweitung des Bundesprogrammes zum Ausbau von Betriebskindergärten an. Künftig sollen von den Fördermitteln auch Großbetriebe mit über 1000 Mitarbeitern und Universitäten profitieren. Zugleich startet von der Leyen ein Qualifizierungsprogramm für Tagesmütter.
Allensbach zufolge glauben 64Prozent der berufstätigen Mütter, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Deutschland nach wie vor "schlechter gelöst ist als in anderen Ländern". Gewünscht werden mehr Teilzeitstellen, mehr Ganztagsangebote in Kindergärten und Schulen und eine bessere Abstimmung zwischen den Öffnungszeiten von Kitas und Schulen mit den Arbeitszeiten im Betrieb.
74 Prozent der Befragten glauben, dass sich Beruf und Familie am besten vereinbaren lassen, wenn es genügend Plätze in den Kinderhorten gibt. 65 Prozent wünschen sich mehr Ganztagsschulen.
Das Kindergeld ist in den Augen der Eltern das wirksamste Instrument zur Förderung der Familien. An zweiter Stelle folgt die beitragsfreie Mitversicherung der Kinder in der gesetzlichen Krankenversicherung.
"Deutschland war in der Vergangenheit auf dem Weg, eine kinderentwöhnte Republik zu werden. Das ist vorbei", sagt von der Leyen. Die Befragungen belegten einen Sinneswandel in der Gesellschaft. Die Bevölkerung akzeptiere die neuen Lebensvorstellungen junger Familien. "Mütter - auch mit kleinen Kindern - wollen arbeiten. Väter wollen Zeit für ihre Kinder haben."
Allerdings fällt es Männern und Frauen oft schwer, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen. "Die Bevölkerung sieht große Defizite in der Vereinbarkeit", analysiert Allensbach-Chefin Renate Köcher. Diesen Spagat zu erleichtern ist für zwei Drittel der Bevölkerung eine der wichtigsten Aufgaben der Familienpolitik.
Doch nicht nur der Staat, sondern auch die Wirtschaft sollte mehr für die Familien tun, fordert die Mehrheit der Befragten. Vier von fünf glauben, dass die Betriebe nicht genügend tun, um ihren Mitarbeitern die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu erleichtern.
Von der Leyen bekräftigte ihr Ziel, dass ab 2013 für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsplatz zur Verfügung stehen soll. Dabei strebe sie eine Verdoppelung des Angebots in der Tagespflege an. Um die Marke zu erreichen, würden satte 30 000 zusätzliche Tagesmütter oder -väter benötigt.