Bildung: Erzieherinnen an die Hochschulen
Die Grünen in NRW fordern die Landesregierung auf, ihr Versprechen einzulösen und den Beruf aufzuwerten.
Düsseldorf. Die Kindergärten, die schon lange Kindertagesstätten heißen und künftig zu Familienzentren aufgewertet werden, sind vor geraumer Zeit von Politikern entdeckt worden. Sie sollen Bildungsstätten werden und mit einem umfassenden Konzept die Kinder so fit machen, dass sie später in den Schulen sehr gute Ergebnisse erzielen.
Englisch schon ab dem vierten Lebensjahr ist nur eine der neuen Herausforderungen, vor denen diese Einrichtungen stehen. Im rasanten Tempo wird der Kindergarten umgebaut. Nur etwas hinkt immer noch hinterher: Ausbildung und Bezahlung des Personals.
"Österreich und Deutschland stellen beim Niveau der Aus-, Fort- und Weiterbildung der sozialpädagogischen Fachkräfte das europaweite Schlusslicht dar", sagte Andrea Asch, kinder- und jugendpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion. Ihre Forderung: Künftig sollen die Kindergartenleitungen nur noch mit studierten Fachkräften besetzt werden.
"Anerkennung und Wertschätzung schlagen sich auch in der Bezahlung nieder", sagte Cornelia Giebeler, Professorin an der Fachhochschule Bielefeld. Und die ist bei den Kindergärtnerinnen nicht eben üppig. Asch rechnete vor: "Eine Leiterin, 40 Jahre alt mit einem Kind, verdient das Erzieherinnengehalt von 2285 Euro plus einen Leiterinnenzuschlag von 96 Euro. Eine gleichaltrige Grundschullehrerin mit Kind erhält aber 4055 Euro im Monat." Für Asch ist dieser eklatante Unterschied ungerecht, sie will eine Angleichung erreichen. Schließlich seien die Verantwortung und die Arbeit mittlerweile durchaus vergleichbar. Nur eben die Ausbildung nicht.
In NRW gibt es 9300 Kindergärten, die von Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, Städten oder freien Trägern betrieben werden. Bis zu 35 Jahre würde es dauern, alle Chefposten mit studierten Kräften zu besetzen. Zumal es in NRW nur vier Studiengänge gibt, die ein Bachelor- und Masterstudium Pädagogik der Kindheit anbieten. "Bei uns ist der Andrang riesig. Wir mussten sofort einen Numerus Clausus einführen", berichtete Giebeler von der Fachuni Bielefeld.
Diese Reform wäre zwar teuer, aber finanzierbar, wenn das Land künftig das gleiche Geld für den Bereich ausgebe, auch wenn die Zahl der Kinder zurückgehe, sagte Asch. Die Grünen stehen mit ihrem Vorstoß nicht alleine, auch die SPD tritt für eine Aufwertung des Berufsbilds ein.
Und auch in der schwarz-gelben Koalition gibt es Überlegungen, stufenweise das Studium zur Voraussetzung für einen Leiterinnen-Job zu machen. Im Koalitionsvertrag heißt es: "Langfristig streben wir eine Hochschulausbildung oder vergleichbare Qualifikation für Leitungspositionen in Kindertageseinrichtungen an."