Terrorgruppe soll schon 2001 in Köln gebombt haben
Die Bundesanwaltschaft weitet Ermittlungen aus. Kanzlerin lässt neues NPD-Verbotsverfahren prüfen.
Köln/Berlin. Die Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund“ hat womöglich noch mehr Verbrechen begangen als bislang bekannt. Die Bundesanwaltschaft nahm am Montag Ermittlungen wegen eines Anschlags mit einer Nagelbombe 2004 in Köln auf. Bei dem Attentat in einer von Migranten bewohnten Straße waren 22 Menschen teils schwer verletzt worden.
Laut NRW-Innenministerium könnte auch ein Anschlag auf eine Deutsch-Iranerin 2001 — ebenfalls in Köln — auf das Konto der Gruppe gehen. Bei dem Attentat hatte sich die 19-Jährige im Lebensmittelgeschäft ihrer Eltern durch eine Sprengfalle schwere Verletzungen zugezogen.
Kanzlerin Angela Merkel verurteilte die Verbrechen scharf. „Das ist eine Schande, das ist beschämend für Deutschland“, sagte sie. Sie will nun die Erfolgsaussichten für ein neues NPD-Verbotsverfahren prüfen lassen.
Der Verfassungsschutz gerät wegen der jahrelang nicht erkannten Terrorserie mit mindestens zehn Toten immer stärker in die Kritik. Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) forderte dringend Aufklärung, warum in all den Jahren zwischen der Mordserie und der rechtsextremen Szene in Thüringen kein Zusammenhang erkannt wurde. Das Bundesamt und das Thüringer Landesamt für Verfassungsschutz wiesen Spekulationen zurück, sie hätten Kontakte zu dem Neonazi-Trio unterhalten.
Das Bundesamt in Köln erklärte, man habe keine Kenntnis über den Verbleib der drei Personen nach 1998 gehabt. In den 90er Jahren war das Trio wegen Verbindungen zum rechtsextremen „Thüringer Heimatschutz“ aufgefallen. Politiker fragen nun, warum die Rechtsextremen, die unter Beobachtung standen, danach aus dem Blickfeld verschwinden konnten. Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) prüft einen Umbau des Verfassungsschutzes.
Der Bundesgerichtshof erließ Haftbefehl gegen die Verdächtige Beate Zschäpe, die sich nach dem Tod ihrer beiden mutmaßlichen Komplizen vergangene Woche der Polizei gestellt hatte.