Tote Helfer in Afghanistan: Ohne Schutz ins Krisengebiet

Zehn Mitarbeiter einer Hilfsorganisation werden ermordet, darunter eine 35-jährige Deutsche.

Kabul. In der Liste der Grundwerte der christlichen Hilfsorganisation International Assistance Mission (IAM) steht "Abhängigkeit von Gott" ganz oben. Doch Gottvertrauen rettete die Helfer nicht, die im Nordosten Afghanistans erschossen wurden. Eine 35-jährige deutsche Dolmetscherin aus Sachsen, fünf Amerikaner, eine Amerikanerin, eine Britin und zwei Afghanen bezahlten ihr Engagement mit dem Leben.

Nach Angaben der Polizei wurden die Helfer bereits am Donnerstag im abgelegenen Grenzgebiet zwischen den Provinzen Badachschan und Nuristan getötet. Die Leichen wurden am Sonntag nach Kabul überführt, um dort endgültig identifiziert zu werden. IAM-Direktor Dirk Frans sagte aber, man gehe davon aus, dass es sich bei den Toten um die Mitarbeiter eines Augenarzt-Teams der Organisation handele.

Wer im gefährlichen Afghanistan für IAM arbeitet, der muss ein Idealist sein. Manche der freiwilligen Helfer aus dem Ausland finanzierten ihren Aufenthalt aus eigener Tasche, heißt es auf der Homepage; andere würden von Gruppen aus der Heimat unterstützt. Die meisten der IAM-Kräfte könnten zu Hause oder bei einem anderen internationalen Arbeitgeber in Afghanistan das zwei- bis sechsfache Gehalt verdienen. Nicht selten sind es solche Idealisten, die sich gutgläubig in Gefahr bringen. Sie vertrauen darauf, dass man ihnen, die ja nur Gutes wollen, nichts antun wird.

Große internationale Hilfsorganisationen setzen auf strenge Schutzmaßnahmen. IAM verzichtet darauf. Frans: "Wir sind eine humanitäre Organisation, die sich darauf verlässt, von der örtlichen Gemeinschaft willkommen geheißen zu werden."

Unklar ist, ob die Taliban, die sich zu der Tat bekannten, die Helfer wirklich töteten, oder ob es sich um einen Straßenraub handelte, den die Aufständischen für ihre Propaganda ausschlachten. Ein Taliban-Sprecher nannte die Opfer jedenfalls "christliche Missionare". Dies wies Frans allerdings als "Lüge" zurück.