Umfrage: Eltern mit Schulpolitik (der Länder) unzufrieden

Fast zwei Drittel der Eltern wollen, dass der Bund überall in Deutschland die gleiche Schulqualität garantiert. Doch Schule ist allein Ländersache. Eine Umfrage stützt Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU), die mehr Bundesmitwirkung verlangt.

Berlin. Bestenfalls mit einer Drei minus bewerten dieBundesbürger nach einer Allensbach-Umfrage die Schulpolitik ihrerjeweiligen Landesregierung. 69 Prozent der Eltern wünschen sichkleinere Klassen, 64 Prozent fordern weniger Unterrichtsausfall.Zugleich hadern in den alten Bundesländern immer noch viele Eltern mitder Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf 12 Jahre. Nur 7Prozent halten die Umstellung für richtig, 39 Prozent wollen gar zuralten Lösung zurück. Die Umfrage im Auftrag von Vodafone- Stiftung undPhilologenverband wurde am Mittwoch in Berlin vorgestellt.

Beim schulpolitischen Länder-Zeugnis schneidet Bayern mit der Note 3,3noch am besten ab - bei einem bundesweiten Zufriedenheitsschnitt von3,6. Schleswig-Holstein landet mit der Note 4,2 auf dem letzten Platz.Im Westen kommen Hessen (3,4) sowie Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg (beide 3,5) noch halbwegs gut weg. Im Osten liegen Sachsen(3,4), Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen (beide 3,5) vorn.

Neben kleineren Klassen und weniger Stundenausfall fordern 45 Prozentder Eltern einheitliche Abschlussprüfungen an allen Schulen inDeutschland. 47 Prozent wollen ausländische Schüler mit Sprachproblemenzu zusätzlichen Deutschkursen verpflichten. Von einer Kompetenz desBundes für die Schulen erhoffen sich 64 Prozent der Eltern eineinheitliches Bildungsniveau in ganz Deutschland. Nur 24 Prozentunterstützen die Länderthese, dass der Föderalismus in Deutschland zueinem Wettbewerb um das beste Schulsystem führt.

Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte unlängst mit ihrerForderung nach stärkeren Mitspracherechten des Bundes in derSchulpolitik erst wieder für Schlagzeilen gesorgt. Dabei war esSchavan, die zuvor in ihrer Amtszeit als baden-württembergischeKultusministerin gerade jenes Kooperationsverbot miterwirkt hatte, dasseit der Grundgesetzänderung von 2006 jede Zusammenarbeit von Bund undLändern in der Schulpolitik ausschließt. Am 10. Juni wollen sichKanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Länder-Ministerpräsidenten erneutzu einem „Bildungsgipfel“ treffen.

Die Rufe nach Zuständigkeit des Bundes für die Schulen fallen je nachBundesland unterschiedlich aus. Im Osten wird die Forderung von rund 80Prozent der Bürger unterstützt. Aber auch in Bayern will jeder Zweiteden Bund bei der Schulpolitik in die Pflicht nehmen.

Lehrer werden in der Öffentlichkeit sehr unterschiedlich beurteilt - jenachdem, ob man nach ihrem allgemeinen Berufsbild oder nach ihremspeziellen Engagement für die eigenen Kinder fragt. 51 Prozentverweisen laut Umfrage darauf, dass Lehrer viel über ihre beruflicheBelastung klagen. 35 Prozent glauben, dass die Pädagogen viel Freizeithaben. Nur 19 Prozent bescheinigen den Lehrern, dass sie sich um eineninteressanten Unterricht bemühen. 31 Prozent sagen, sie könntenschlecht mit Kindern umgehen und nur 16 Prozent glauben, dass sich diePädagogen regelmäßig fortbilden.

Dagegen fällt das Urteil über die „bekannten“ Lehrer der eigenen Kinderdeutlich positiver aus: Rund jeder zweite Vater oder jede zweite Mutterist überzeugt, dass sich diese Lehrer um gerechte Noten bemühen und denUnterricht so interessant wie möglich gestalten. 44 Prozent der Elternglauben, dass die Lehrer ihrer Kinder den eigenen Beruf lieben. Und 28Prozent bescheinigen den Pädagogen, dass sie auch außerhalb der Schulefür ihre Schüler da sind.

Von der in einigen Bundesländern derzeit erfolgten oder noch geplantenZusammenlegung von Hauptschule und Realschule erwartet nahezu jederzweite Befragte keine wesentlichen Auswirkungen - auch keineschlechteren Bildungschancen für Realschüler. Strittiger wird diesdagegen von Eltern gesehen. 38 Prozent erhoffen sich bessereBildungschancen für Hauptschüler, 32 Prozent befürchten dagegen eineschlechtere Schulbildung für Realschüler.