USA: McCain hängt Barack Obama ab

Dramatische Wende im Wahlkampf: Vor allem die Frauen schwenken ins Lager des Republikaners.

Washington. Weniger als acht Wochen vor der US-Präsidentschaftswahl zeichnet sich eine überraschende Wende ab. Zum ersten Mal liegt der republikanische Spitzenkandidat John McCain in den Wählerumfragen vor dem Demokraten Barack Obama. Beobachter führen den Stimmungsumschwung insbesondere auf die Nominierung Sarah Palins zur Vizepräsidentschaftskandidatin zurück, die vor allem bei weiblichen Wählern Obama Stimmen abwerben konnte.

Den größten Vorsprung genießt McCain in einer gemeinsamen Umfrage der Tageszeitung USA Today und des Gallup-Instituts. Demnach liegt der Senator aus Arizona zehn Prozentpunkte vor Obama. Anderen Wählerbefragungen zufolge ist das Rennen knapper. So bescheinigen gemeinsame Studien von ABC News und der Washington Post sowie CBS News dem Republikaner einen Vorsprung von zwei Prozent.

Entscheidend könnte ein grundlegender Trend sein, dass nämlich McCain seit dem Ende des republikanischen Parteikonvents in einigen strategisch wichtigen "Schwungstaaten" (swing states) wie Michigan, Pennsylvania und Ohio, deren Stimmen am 4. November entscheidend sein könnten, deutlich an Boden gewonnen hat. Die Wende wird vor allem Palin angerechnet. Als Folge ihrer Kandidatur hat McCain bei weiblichen Wählern mit zwölf Punkten die Nase vorn.

Bei den Demokraten nimmt angesichts der Umfragen die Nervosität zu. Obama bestritt, dass eine konservative Republikanerin wie Palin in Washington politische Reformen durchsetzen könne. "Du kannst einem Schwein Lippenstift auftragen. Es ist immer noch ein Schwein", zitierte Obama eine in den USA bekannte Redewendung.

Die Republikaner zeigten sich empört. Das sei "widerlich" und "sexistisch". Obama warf McCain darauf Heuchelei vor, da McCain diesselbe Redewendung 2007 bei der Kritik an Hillary Clintons Vorschlag zur Krankenversicherung selbst verwendet hatte.