Wulffs schweigsamer Neuanfang
53-Jähriger hat sich nach Rücktritt optisch verändert.
Berlin. Die vergangenen Monate haben Christian Wulff verändert. Der ehemalige Bundespräsident hat unverkennbar abgenommen — einige sprechen von zwölf Kilogramm. Er ist neu gestylt, besonders auffallend die neue Brille und die kürzeren Haare. Aber nicht nur äußerlich haben die fünf Monate seit seinem Auszug aus Schloss Bellevue den Niedersachsen verändert. Öffentliche Auftritte meidet er seither ebenso wie Interviews. Beides gehörte früher zu ihm, beides beherrschte er aus dem Effeff.
Nach dem Rücktritt ist dies alles Tabu. Der studierte Jurist zog sich ins Kloster zurück, dann mit seiner Frau Bettina und den Kindern ins Eigenheim in Großburgwedel bei Hannover. Für Journalisten ist er weder über sein Büro noch über seinen Verteidiger erreichbar. Wenn er zu Feiern oder anderen Anlässen eingeladen wird, sagt er ab und bittet um Verständnis.
Auch viele seiner einstigen Weggefährten aus Hannover verlieren zwischenzeitlich den Kontakt zu ihm. Weder auf SMS noch auf Anrufe reagiere er, heißt es. Er habe sich abgekapselt. Andere behaupten, wenige Wochen nach seinem Rücktritt hätte Wulff seine Handynummer gewechselt, der Ruhe wegen. Die seit seiner Präsidentschaft ruhende Mitgliedschaft in der CDU hat er ebenfalls nicht wieder beantragt.
Bei einer Gedenkfeier zum gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli war Wulff wieder da. Nachdenklich saß er im Berliner Bendlerblock in der ersten Reihe. Seine Frau Bettina suchten die Fotografen aber vergebens. Wulff kam allein.
„Das Thema war für Wulff immer sehr wichtig“, heißt es von einstigen Weggefährten in Hannover. Sie sind nicht überrascht, dass er sich an diesem Tag öffentlich zeigte. Anders die Medien, denn es war einer der ersten Auftritte nach seinem Rücktritt. Zuvor hatten ihn nur Spaziergänger in Hannover gesehen.
In seinem Berliner Büro versucht er sich nun, der Arbeit zu widmen. „Regelmäßig im wöchentlichen Rhythmus“, wie es aus gut unterrichteten Kreisen heißt. Weitere Details sind nicht bekannt. Einzig, dass er sich dort auch mit Politikern wie dem tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus trifft. Das Büro steht Wulff vorerst aber nur bis Jahresende auf Staatskosten zur Verfügung. Wie es dann weitergeht, muss der Bundestag noch entscheiden.