Ratgeber Green Logistics: So wird die Logistikbranche nachhaltiger
Die Logistik zählt zu jenen Branchen, die einen vergleichsweise hohen Ausstoß an Treibhausgasemissionen zu verantworten haben. Es wird bereits intensiv an Möglichkeiten geforscht, den ökologischen Fußabdruck zu verringern.
Green Logistics, also nachhaltige Logistik, fasst solche Maßnahmen zusammen und hat das Ziel, Prozesse, Strukturen und Strategien im Bereich der Logistik ressourceneffizienter und umweltschonender zu gestalten.
Was genau versteht man unter Green Logistics?
Bei Green Logistics handelt es sich um einen Begriff für grüne, nachhaltige Logistik. Im Grunde genommen geht es darum, die Branche umweltfreundlicher zu gestalten und dahingehend Optimierungen vorzunehmen.
Das Wichtigste zu Green Logistics kurz zusammengefasst:
- Ziel: nachhaltige und umweltfreundliche Logistikbranche
- Reduzierung schädlicher Auswirkungen auf die Umwelt
- Verringerung von Emissionen
- Schonung von Ressourcen, insbesondere nicht erneuerbaren
- Effizienzsteigerung von Logistikprozessen
Es sollen negative Auswirkungen auf die Umwelt reduziert und Kosten durch einen effizienteren Verbrauch der zur Verfügung stehenden Ressourcen gesenkt werden. Nachstehend erfolgt eine Betrachtung der verschiedenen Teilbereiche der Branche unter dem Aspekt der Green Logistics.
Beschaffungslogistik: Wareneinkauf und Transport optimieren
In der Beschaffung geht es darum, das Unternehmen mit allen Gütern und Materialien zu versorgen, die es benötigt. Vor allem durch gezieltes Lieferantenmanagement ist es hier möglich, Entscheidungen im Sinne der grünen Logistik zu treffen.
Unter anderem ist es hilfreich, die Lieferanten anhand definierter Nachhaltigkeitskriterien zu bewerten. Darunter fallen etwa CO2-Ausstoß, Abbau der Rohmaterialien, anfallende Herstellungs- und Fertigungsprozesse sowie die entsprechenden Transportwege.
Hinsichtlich Transport kommt es auf die Art der Güter sowie die Distanz zum Ziel an, um umweltfreundliche Entscheidungen zu treffen. Während die Seefracht in Bezug auf CO2-Emissionen zwar nachhaltiger als die Luftfracht ist und sich auch für sperrige Güter eignet, kann die längere Transportdauer als Negativpunkt betrachtet werden. Bei kürzeren Distanzen ist der Zug eine hervorragende Alternative. Das nicht überall gleich gut ausgebaute Schienennetz stellt allerdings mitunter ein Hindernis dar.
Wenn möglich, sollten Lieferanten ausgewählt werden, die auf die Einhaltung von Umweltstandards sowie faire Produktionsbedingungen achten. Es sollten also sowohl ökologische als auch soziale Überlegungen in die Beschaffung mit einfließen. Dies ist außerdem im Sinne der Corporate Social Responsibility (CSR).
Produktionslogistik: nachhaltige Logistikimmobilien
Die Produktionslogistik umfasst alle innerbetrieblichen Prozesse, die nach der Beschaffung und vor der Distribution erfolgen. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Weiterverarbeitung von Materialien, die Versorgung aller Unternehmensbereiche mit benötigten Gütern, die Fertigung von Produkten sowie die Bereiche Lagerung, Verpackung und Transportvorbereitung.
Nachhaltige Logistikimmobilien können großen Einfluss auf eine umweltfreundlichere Produktionslogistik haben. Folgende Maßnahmen stehen unter anderem zur Verfügung:
- Einsatz erneuerbarer Energien wie Windkraft oder Solarenergie
- Dämmung der Gebäudehülle für mehr Energieeffizienz
- Bodenheizungen sorgen für Wärme in den Arbeitsbereichen und heizen nicht unnötig bis zur Hallendecke, wodurch insbesondere bei hohen Gebäuden Energie eingespart werden kann
- Steuerung des Energieverbrauchs mit intelligenten automatisierten Systemen.
- Möglichkeiten zur Nutzung von Abwärme schaffen
- Begrünung der Außenflächen wo möglich
- Moderne, stromsparende Beleuchtungssysteme
- Nutzung von Regenwasserzisternen, etwa zur Bewässerung
- Aufhellen von Gebäuden und Oberflächen, damit insbesondere an Hitzetagen weniger Wärme gespeichert und das Gebäudeklima verbessert wird
- Nutzung von elektrisch betriebenen Fahrzeugen am Betriebsgelände inklusive zur Verfügung stellen von E-Auto-Ladestationen für Mitarbeitende
Durch die Verwendung von Solarenergie zur Warmwasserbereitung oder Photovoltaikanlagen zur Erzeugung von Strom kann die Logistikimmobilie zu einem großen Teil selbst mit umweltfreundlicher Energie versorgt werden. Dies führt zudem zu Kosteneinsparungen und macht den Betrieb der Gebäude unabhängiger von Dritten.
Eine durchdachte und mit modernen Systemen ausgestattete Immobilie kann nicht nur einen positiven Einfluss auf die Kosten haben, sondern auch für effizientere Arbeitsabläufe und einen damit einhergehenden schonenderen Umgang mit Ressourcen sorgen.
Distributionslogistik: effiziente Gestaltung der Transportwege
Wenn möglich, sollte bereits bei der Wahl des Logistikstandortes darauf geachtet werden, eine Immobilie zu wählen, die strategisch günstig gelegen ist. Kurze Distanzen zu Hauptverkehrsadern sowie wichtigen Knotenpunkten reduzieren den CO2-Ausstoß und machen den Transport zudem effizienter. Die Nähe zu Kunden bzw. Abnehmern ist ebenfalls zu berücksichtigen.
Nicht nur in der Beschaffung, sondern auch in der Distribution kann es kostengünstiger und nachhaltiger sein, auf multimodale Transporte zu setzen. Darunter wird die Nutzung verschiedenster Verkehrsmittel zu Luft, per Wasser, Schiene oder Straße verstanden.
Bei der Optimierung der Transportwege und Routenplanung sowie der Reduzierung von Leerfahrten behilflich sein können moderne datengetriebene Systeme. Hier bieten insbesondere die Fortschritte im Bereich Künstlicher Intelligenz völlig neue Chancen.
Weitere Möglichkeiten, die Distributionspolitik eines Unternehmens grüner werden zu lassen, sind der weitestgehende Verzicht auf Verpackungsmaterialien aus Plastik, der Einsatz emissionsarmer Transportmittel sowie die Konsolidierung, also das Zusammenführen mehrerer Sendungen zu einer einzigen Lieferung. Dies kann etwa auch in sogenannten Konsolidierungszentren durch ausgewählte Partnerunternehmen erfolgen.
Entsorgungslogistik: Recycling und Verwertung von Ressourcen
Auch in diesem Bereich lassen sich Maßnahmen setzen, welche im Sinne der Nachhaltigkeit sind.
Folgende Punkte sind hinsichtlich einer nachhaltigen Entsorgungslogistik zu beachten:
- Abfallvermeidung
- Recycling und Verwertung
- Optimierte Entsorgungsprozesse
- Sensibilisierung und Schulung der Mitarbeiter
Idealerweise lässt man Abfälle gar nicht erst entstehen. Das Reparieren oder Wiederverwenden von Produkten anstelle von deren Entsorgung kann hier eine umweltfreundliche Alternative darstellen, ebenso sowie die Reduzierung des Verbrauchs selbst.
In diese Kerbe schlägt das „Cradle-to-Cradle“ Konzept (Kreislaufwirtschaft). Dabei handelt es sich um eine Strategie, die ihren Fokus auf Nachhaltigkeit und die Wiederverwertung von Produkten und Rohstoffen legt. Es sollte auf umweltschonende und recyclingfähige Materialien gesetzt werden, die problemlos der Verwertung zugeführt werden können.
Vor welche Herausforderungen stellt Green Logistics die Logistikbranche?
Nicht alle der vorgestellten Maßnahmen eignen sich für jede Art von Unternehmen oder Gebäude. Logistikimmobilien sind beispielsweise häufig angemietet, wodurch sie sich in einem kürzeren Zeitraum amortisieren müssen, als dies bei Gebäuden der Fall ist, die sich im Eigentum des Unternehmens befinden. Außerdem muss bei gemieteten Immobilien vorab geklärt werden, ob und wenn ja welche Anpassungen überhaupt vorgenommen werden dürfen.
Zudem sind Optimierungen im Sinne der Nachhaltigkeit oft kostenintensiv oder nur schwer möglich, vor allem bei Bestandsgebäuden. Fehlende gesetzliche Bestimmungen und einheitliche Standards machen es mitunter schwierig, gezielt Maßnahmen zu setzen. Unter Umständen kann es etwa dazu kommen, dass spätere Anforderungen nicht ausreichend erfüllt sind und erneut Anpassungen vorgenommen werden müssen.
Auch wenn die Umstellung auf Green Logistics zum Teil mit hohen Investitionskosten verbunden ist, kann sie sich dennoch lohnen. Langfristig ist nämlich, je nach Branche und Unternehmen, mit zum Teil erheblichen Kosteneinsparungen zu rechnen. Dazu tragen die Senkung von Betriebskosten bei, ebenso wie eine effizientere Gestaltung der Unternehmensabläufe und Transportwege sowie der optimierte und schonende Einsatz von Ressourcen.
Außerdem wird für Kunden der Nachhaltigkeitsaspekt immer wichtiger, wodurch es sinnvoll ist, mit gutem Beispiel voranzugehen. Dies wirkt sich nicht nur positiv auf das eigene Image aus, sondern auch auf die Umwelt.