Karriere bei der Europäischen Union machen
Bonn (dpa/tmn) - Jobs bei den Institutionen der Europäischen Union versprechen interessante Aufgaben in einem internationalen Umfeld. Da sie außerdem gut bezahlt werden, sind sie hart umkämpft. Seine Chancen verbessert, wer schon im Studium den Fokus auf Europa richtet.
Auch wenn die Brüsseler Behörden manchem weit weg erscheinen - die Europäische Union (EU) berührt alle Lebensbereiche der Bürger. Entsprechend groß ist ihr Verwaltungsapparat. Etwa 40 000 Menschen sind direkt bei den Institutionen der EU angestellt.
Es gibt kaum einen Job, den es bei der EU nicht gibt. „Natürlich ist die Nachfrage nach Juristen aber deutlich größer als nach Veterinärmedizinern“, sagt Heinz-Rudolf Miko von der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in Bonn. Neben Juristen seien vor allem Wirtschafts-, Sozial- und Kommunikationswissenschaftler gefragt. „Nicht zu vergessen auch alle, die etwas mit Sprachen zu tun haben.“
Der direkte Weg zum Job bei der EU führt immer über das European Personal Selection Office (EPSO). „Es ist die unumgängliche Eintrittsschleuse für alle, die eine lebenslängliche Beamtenlaufbahn bei der Europäischen Union anstreben“, erklärt Miko. Das EPSO führt den sogenannten Concours, das zentrale Auswahlverfahren für alle Institutionen durch. Um die Chancengleichheit zu wahren, müssen alle Bewerber den gleichen Test machen. Es geht nicht um Fachwissen zur Europäischen Union. Bewerber müssen vielmehr beweisen, dass sie analytisch denken können und belastbar sind.
Trotzdem glaubt Miko, dass es für eine Anstellung sehr wichtig ist, sich bereits im Studium Hintergrundwissen anzueignen. „Denn wer in die engere Auswahl für eine bestimmte Stelle kommt, sollte eine gewisse Europakompetenz nachweisen können.“ Vor allem aber sollten Bewerber ein internationales Profil haben, einen Teil des Studiums oder Praktika im Ausland verbracht haben. „Egal ob bei einer europäischen Institution oder sonstigen internationalen Organisation“, sagt Miko.
Viele Hochschulen in Deutschland bieten inzwischen Programme an, um sich europäisches Wissen anzueignen. Meist werden „European Studies“ als Master angeboten, vereinzelt ist die Spezialisierung auch schon im Bachelor möglich. Ein Beispiel ist der Studiengang Public Administration an der Universität Münster. Das Programm wird gemeinsam mit der Universität Twente im niederländischen Enschede angeboten, erläutert Anton Basic, Studienberater des Instituts für Politikwissenschaft in Münster. „Durch das Concours-Verfahren bietet aber auch dieses Studium keine Garantie auf einen Arbeitsplatz bei der EU“, warnt Basic. Allerdings gibt es noch andere Wege, um früher oder später für die Europäische Union zu arbeiten. „Viele unserer Studierenden versuchen es über ein Praktikum.“
Ähnlich war es bei Constantin Gissler, der heute als Parlamentarischer Referent im Büro eines Abgeordneten des Europäischen Parlaments arbeitet. Gissler hat in Oldenburg und Bremen einen Bachelor in Vergleichendem und Europäischem Recht gemacht. Nach einem Pflichtpraktikum im Europäischen Parlament habe er sich aber für einen anderen Weg entschieden. Er absolvierte das einjährige Masterprogramm am College of Europe in Brügge.
Das College of Europe bietet einjährige Intensivmaster an und ist so etwas wie die Kaderschmiede der EU. Gissler entschied sich trotz Jura-Bachelor für einen Master im Bereich Politik. In Brügge traf er auf ein buntes Studienumfeld. „Wir waren etwa 300 Studierende aus 53 verschiedenen Ländern“, erzählt er. Auch der Unterrichtsstil sei besonders. „Es gibt nur einen festen Professor pro Fachbereich. Die anderen Professoren werden aus ganz Europa für die Kurse eingeflogen.“
Literatur:
Baneth, Andras: The Ultimate EU-Test Book, John Harper, 384 S., Euro 38,99, ISBN-13: 978-0956450890