Kollegen auf Alkoholprobleme direkt ansprechen

Hannover (dpa/tmn) - Alkoholfahne bei Dienstbeginn und Flachmann im Schreibtischfach - Sucht im Job ist oft ein Tabuthema. Wegschauen aber ist keine Lösung - für keinen der Beteiligten. Expertin Elisabeth Wienemann gibt Tipps, wie ein Gespräch unter Kollegen gelingen kann.

Trinkende Arbeitskollegen auf ihr Suchtproblem anzusprechen, ist nicht einfach. Damit sie sich auf ein Gespräch überhaupt einlassen, ist die Ich-Form von Vorteil, sagt Elisabeth Wienemann, Diplom-Soziologin an der Universität Hannover. Das Gespräch könne beispielsweise eröffnet werden mit: „Ich würde gerne mit dir persönlich sprechen. Ich möchte mit dir über die Dinge reden, die mir in der Zusammenarbeit aufgefallen sind.“ Kontraproduktiv sei es, dem Mitarbeiter Vorwürfe zu machen. Das erschwere den Zugang zu ihm nur umso mehr.

Im zweiten Schritt sei es ratsam, dem Kollegen eine Rückmeldung zu geben, was einem an ihm aufgefallen ist, sagt Wienemann. Formulierungsmöglichkeiten seien etwa „Ich mache mir Sorgen, wenn ich sehe, wie du mit Alkohol umgehst. Und ich habe den Eindruck, es hat auch Auswirkungen auf die Zusammenarbeit“.

Erfahrungsgemäß reagiere die angesprochene Person zunächst mit Ausflüchten und Abwehr. Dennoch sollte eine Diskussion vermieden werden, empfiehlt Wienemann. Ihr Formulierungstipp: „Ich will dich nicht überzeugen, sondern wollte mit dir nur offen über meine Beobachtungen sprechen. Meine Sorge ist, dass dein Verhalten negative Folgen für deine Arbeit und deine Gesundheit hat.“

Die Devise laute dabei: Nicht aufgeben. Auch wenn der Erfolg des Gesprächs nicht gleich sichtbar werde, sei es doch ein wichtiges Signal für eine notwendige Veränderung, erklärt Wienemann.

Grundsätzlich gelte, mit dem Kollegen direkt zu sprechen und nicht mit Dritten über ihn. Das könne durch Sätze zum Ausdruck gebracht werden wie: „Ich möchte mit dir und nicht mit anderen über dich sprechen. Ich schätze dich. Es ist mir deshalb wichtig, dir ehrlich zu schildern, was ich wahrnehme.“ Ist das Verhalten des Kollegen zuvor gedeckt worden, sollte man offen ansprechen, dass man das nicht mehr so handhaben möchte. Außerdem sollte man erklären, wie man künftig vorgehen will.

Literatur:

Rehwald, R./Reineke, G./Wienemann, E./Zinke, E. (2012): Betriebliche Suchtprävention und Suchthilfe. 2. aktualisierte Auflage. Bund Verlag Frankfurt am Main, 24,90 Euro, ISBN-13: 3766361759