Wie werde ich...? Lagerlogistiker
Fellbach (dpa/tmn) - Kreative Chaoten sind in der Lehre zum Lagerlogistiker falsch: Sie müssen strukturiert und organisiert arbeiten können. In Speditionen kontrollieren sie den Ein- und Ausgang von Waren.
Schlafen sie, steht der Kunde mit nicht bestellten Produkten da.
Adam Stanislawski hätte nie gedacht, dass er einmal eine Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik machen würde. Der heute 28-Jährige war einige Zeit arbeitslos, als ihn sein Schwiegervater überredete, im Lager des Logistikkonzerns Schmalz+Schön in Baden-Württemberg zu arbeiten. Das brachte für ihn die berufliche Wende. „Die Arbeit dort hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich unbedingt die dreijährige Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik machen wollte“, erzählt Stanislawski. Wenige Jahre nach dem Abschluss seiner Ausbildung ist er zum Teamleiter aufgestiegen.
Was ihn an dem Beruf fasziniert, ist für ihn schnell erklärt. „Ich habe mit den unterschiedlichsten Menschen und Gütern zu tun, ich muss schnell entscheiden und vielerlei Dinge bewegen“, sagt er. Organisation sei das A und O in seinem Beruf. Daneben müsse er sich ständig fortbilden. „Mit Staplerfahren alleine ist es hier nicht getan, man muss schon etwas im Kopf haben und sich jede Minute konzentrieren.“ Dafür müsse man sich mit Gewichten und Lagertechniken auskennen, genau wissen, welche Paletten und Güter man miteinander kombinieren könne und dabei immer die Haltbarkeitsdaten der Waren im Blick haben.
Auch wenn die Arbeit bisweilen körperlich anstrengend sei und der Schichtdienst ihm manches Mal in den Knochen stecke: Für Adam Stanislawski ist sein Beruf zum Traumberuf geworden. Nicht zuletzt deshalb, weil er dabei jede Menge Verantwortung zu tragen habe. Wenn etwa eine Lkw-Fracht falsch geladen sei und der Fahrer einen Unfall baue, könne er zur Verantwortung gezogen werden. Konzentration habe also höchste Priorität. „Wir schlagen hier pro Woche etwa 100 bis 150 Lkw um, das ist schon eine ganze Menge, an was man da denken muss.“
Davon, dass eine Fachkraft für Lagerlogistik lediglich für das Stapeln von Paletten zuständig ist, möchte auch Benedikt Peppinghaus vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn nichts wissen. „Es ist ein sehr spannender und abwechslungsreicher Beruf, bei dem man gehörig seinen Grips anstrengen muss.“ In diesem Beruf müsse man eine Vielzahl von Prozessen begleiten und übe zudem eine Aufsichtsfunktion aus. „Man muss planerisch, umsichtig und ökonomisch vorgehen und über das hinausdenken, was gerade läuft.“
Dass die umfassende Ausbildung drei Jahre dauert, macht seiner Ansicht nach durchaus Sinn. Heutzutage suchten die Firmen auch in diesem Bereich generell mehr Professionalität. Körperkraft sei nicht allein entscheidend, um diesen Beruf zu erlernen und auszuüben. Denn viele Lager sind heute hoch technisiert.
Nach der Ausbildung erwarte die Fachkraft für Lagerlogistik zwar nicht die „Insel der Glückseligkeit“. „Aber Firmen und Verbände melden großen Bedarf an logistischen Fachkräften. Von daher gibt es gute Chancen auf eine Stelle bei einem Logistikdienstleister oder in Industrie und Handel“, betont Peppinghaus.
Das bestätigt auch Ulrike Grünrock-Kern von der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Bremen. Die Wirtschaftskrise habe die Logistik-Branche in keiner Weise berührt - im Gegenteil. „Im vergangenen Jahr ist die Anzahl der bundesweit Beschäftigten im gesamten Logistik-Bereich um 50 000 auf 2,8 Millionen gestiegen, und diese Zahl wird auch in Zukunft noch steigen.“ Denn zunehmend werde im Internet gekauft. Die Auswirkungen der gestiegenen Anzahl von Warenversendungen merke der Endverbraucher vor allem am erhöhten Lkw-Aufkommen auf den Autobahnen.
Generell sei viel zu wenig über das breite Spektrum der Logistik bekannt. Der Reiz des Berufs liege darin, dass IT- und Realprozesse eng aneinander gekoppelt seien, sagt Ulrike Grünrock-Kern. Auch wenn die Ausbildungszahlen in den vergangenen Jahren in diesem Bereich gestiegen seien, bemühe sich der BVL auch künftig noch um die Rekrutierung weiterer Azubis. Für einen Ausbildungsplatz reicht auch ein guter Hauptschulabschluss und die generelle Bereitschaft, sich täglich auf Neues einlassen zu können.