Neue Viadrina wird 20: Polen weiter im Blick

Frankfurt (Oder) (dpa) - Die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) ist vor 20 Jahren wiedergegründet worden. Sehr international ausgerichtet, bleibt ihr Polen wichtigster Partner. Und hoffentlich hat sie auch bald wieder mehr Studenten von dort.

Auch im 20. Jahr ihrer Wiedergründung richtete sich die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) stark nach Polen aus. Ein Lehrstuhl für Polen-Studien und ein Kompetenzzentrum sollen eingerichtet werden, sagte Uni-Präsident Gunter Pleuger am Montag (4. April) zur Eröffnung des Sommersemesters in Frankfurt (Oder). Dabei gehe es nicht um klassische Polonistik. Es solle eine Themenvielfalt angeboten werden, von der Politik über Geschichte bis zu Wirtschaft. Die Finanzierung ist durch das Land für die nächsten fünf Jahre gesichert. Um den Lehrstuhl sollen acht Institute und andere Lehrstühle gruppiert werden. Im Sommersemester 2012 könnte das Kompetenzzentrum arbeitsfähig sein.

Die Universität wirbt verstärkt um Studenten aus Polen. Zwischen 2004 und 2008 ist deren Anteil um ein Drittel gesunken, sagte der Präsident und nannte zwei Gründe. Seit dem EU-Beitritt von Polen könnten die jungen Leute überall studieren. Zudem sei Deutsch als erste Fremdsprache in Polen von Englisch abgelöst worden. Frühere Viadrina-Absolventen sollen stärker in ihren Heimatorten für die Universität werben. „Wir hoffen, den Trend zu wenden und mehr polnische Studenten anzuziehen.“ Auch sollen Lehrgangsangebote so ausgebaut werden, dass sie für Polen interessant werden. Zum Informationstag für polnische Schüler am 14. April liegen mehr als 400 Anmeldungen vor.

Mit ihrem Forschungsprojekt „B/orders in Motion“ hat es die Viadrina in die Endrunde des Wettbewerbs um die Exzellenz-Initiative des Bundes und der Länder geschafft, einem Programm zur Förderung der Spitzenforschung in Deutschland. Die Frankfurter wollen ein sogenanntes Exzellenzcluster einrichten zu Auswirkungen von Grenzverschiebungen, beispielsweise auf Politik und Gesellschaft. Diesen Gedanken verdeutlichte Pleuger an der eigenen Uni-Geschichte: „Die Viadrina wäre nicht wiedergegründet worden ohne Aufhebung von Grenzen zwischen Ost und West und der kommunistischen Ordnung in Europa“, sagte er.

Sollte die Viadrina in dem Wettbewerb Glück haben, kann sie auf 25 Millionen Euro, verteilt über fünf Jahre rechnen. 2012 fällt die Entscheidung. Zur bisherigen erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb sagte der zuständige Professor Werner Schiffhauer: „Wir sind jetzt eine unübersehbarer Faktor geworden.“

Zum Kleistjahr beteiligt sich die Universität mit zwei Kleist-Semestern, die am 12. April eröffnet werden. Geplant sind unter anderem Ausstellungen, Theateraufführungen und wissenschaftlichen Konferenzen.

An der Viadrina studieren derzeit knapp 6000 Studenten, davon etwa ein Drittel aus dem Ausland.